Oslo. Die norwegische Polizei hat die Zahl der Attentats-Opfer auf 76 korrigiert. Derweil sind in Oslo rund 150.000 Menschen zusammengekommen, um die Toten zu betrauern.
Drei Tage nach dem Anschlag auf ein Jugendlager auf der norwegischen Insel Utöya hat die Polizei die Zahl der Todesopfer nach unten korrigiert. Bei der Schießerei seien 68 und nicht wie zuvor berichtet 86 Menschen getötet worden, teilte die Polizei mit. Die höhere Zahl sei zu einer Zeit veröffentlicht worden, als sich die Polizei auf die Sicherung des Geländes und die Hilfe für Überlebende konzentriert habe, sagte Polizeisprecher Oystein Maeland am Montag.
Die Zahl der Todesopfer bei dem Bombenanschlag in der norwegischen Hauptstadt Oslo wurde unterdessen nach oben korrigiert. Acht Menschen seien bei dem Anschlag im Regierungsviertel ums Leben gekommen, teilte die Polizei mit. Bislang war von sieben Todesopfern die Rede. Die Gesamtzahl der Toten bei beiden Anschlägen sank demnach von 93 auf 76.
Der norwegische Inlandsgeheimdienst (PST) ist offenbar bereits im vergangenen März auf den mutmaßlichen Attentäter von Oslo und Utöya aufmerksam geworden. Der PST sei damals alarmiert worden, weil Anders Behring Breivik ein nicht näher genanntes Produkt bei einer polnischen Chemiefirma gekauft hatte, sagte die Leiterin des Geheimdienstes, Janne Kristiansen, am Montag.
Rund 150.000 Menschen gedenken der Anschlagsopfer
Es hätten jedoch nicht genügend Informationen vorgelegen, um weiter zu ermitteln, sagte Kristansen der Rundfunkanstalt NRK. In seinem Manifest hatte Breivik den Erwerb von Natriumnitrit in Polen beschrieben. Ob es sich dabei um den von PST erwähnten Kauf handelte, war zunächst unklar.
Drei Tage nach dem Doppelanschlag in Norwegen haben sich in Oslo am Montagabend rund 150.000 Menschen zum Gedenken an die 76 Todesopfer versammelt. Die Teilnehmerzahl beruhte auf Schätzungen der norwegischen Nachrichtenagentur NRK, andere Medien berichteten, die Demonstration habe eine in der Geschichte des Landes "beispiellose" Größe gehabt. Die Polizei machte keine genauen Angaben, sprach aber von einer "riesigen" Teilnehmerzahl. Viele der Teilnehmer der Kundgebung in der Nähe des Hafens hielten Rosen in den Händen, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Mehrere Straßen im Stadtzentrum waren für den Autoverkehr gesperrt.
Auch in zahlreichen anderen norwegischen Städten waren Trauerkundgebungen geplant. Am Mittag hatten die Menschen in Norwegen und anderen Ländern bereits mit einer Schweigeminute der Opfer des Doppelanschlags gedacht.
Norwegens Regierungschef Jens Stoltenberg zeigte sich überzeugt, dass der Anschlag Norwegen verändern werde. Es werde von nun an ein Norwegen vor und ein Norwegen nach dem Doppelanschlag geben, sagte er dem britischen Rundfunksender BBC. Sein Land werde aus der Tragödie "lernen", die norwegische Gesellschaft werde aber weiter offen und demokratisch bleibe. Keine Gesellschaft könne sich "100-prozentig vor Terror- und Gewaltakten schützen", sagte Stoltenberg. (dapd/afp)