Berlin.

Der Leiter des Darmstädter Instituts Psychologie und Bedrohungsmanagement, Jens Hoffmann, erkennt in dem Attentäter von Oslo einen klassischen Tätertypus. „Das ist ein Attentäter, der sich auf einer Ein-Mann-Mission sieht, als ein Krieger gegen ein unmenschliches System“, sagte der Psychologe.

Es sei nicht ungewöhnlich, dass der Täter sich nicht selbst umgebracht habe. „Einige wollen überleben, weil sie sich darauf freuen, in diese Heldenrolle zu kommen“, sagte Hoffmann. Auch der noch folgende Prozess, in dem der Angeklagte im Mittelpunkt stehen werde, könnte für den Attentäter befriedigend wirken.

Täter hat mit der Tat sein Ziel erreicht

Der Attentäter hat dem Psychologen zufolge mit der Tat sein Ziel erreicht: „Solche Täter haben oftmals die Fantasie, etwas so Großes getan zu haben, das sie auch für gerecht halten, dass sie es als Heldentat ansehen.“

Dass es sich dabei um einen blutigen Anschlag mit zahlreichen Toten und Verletzten handelt, der weltweit verurteilt wird, schmälere in den Augen des Attentäters den Erfolg keinesfalls, weil sie denken, manche Leute seien ihrer Zeit voraus. „Die Leute, die heute Mörder sind, sind morgen in den Geschichtsbüchern - das ist die Sicht solcher Attentäter“, sagte der Institutsleiter weiter.

Attentäter folgt innerer Logik

Nach Auffassung von Hoffmann liegt der Denkweise des Attentäters eine „innere Logik“ zugrunde. „Das sind Leute, die sich in solche Ideen verrennen, die ihr Fantasieleben immer weiter aufbauen und beginnen, langfristige Vorbereitungen - wie etwa die Sprengsatzplanung - zu treffen“, sagte der Psychologe. Das gebe ihnen ein Gefühl von Macht. „Sie fühlen sich als Auserwählte.“ Potenzielle Täter gebe es überall. „Aber zum Glück kommt es nur selten zu Katastrophen mit einem solchen Ausmaß wie in Norwegen.“

Bei zwei Anschlägen in Norwegen am Freitag sind nach derzeitigen Erkenntnissen mehr als Menschen ums Leben gekommen. Die norwegische Polizei nahm einen 32-Jährigen Mann fest. (dapd)