Berlin. Einen Tag nach den Anschlägen auf das norwegische Jugendcamp und das Regierungsviertel in Oslo drücken die deutschen Politiker den Opfern ihre Anteilnahme aus. Solidarisch zeigen sich auch die Jugendorganisationen der Parteien.

Mit Bestürzung haben Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff auf die beiden Anschläge in Norwegen mit Dutzenden von Toten reagiert. Bei der Explosion einer Autobombe im Regierungsviertel Oslos waren am Freitagnachmittag sieben Menschen ums Leben gekommen. Wenige Stunden später eröffnete ein Bewaffneter das Feuer auf ein Jugendlager auf der Insel Utoya bei Oslo. Dabei wurden mindestens 85 Menschen getötet.

Die Polizei geht davon aus, dass es zwischen beiden Taten einen Zusammenhang gibt und nahm einen 32-jährigen Norweger in Polizeiuniform fest, der ersten Erkenntnissen zufolge einen rechtsextremen Hintergrund haben soll.

Merkel verurteilt Anschläge

Merkel sagte unmittelbar nach der Tat, sie habe mit Entsetzen von der menschenverachtenden Tat im Regierungsviertel Oslos erfahren. „Klar ist, dass wir alle, die an Demokratie und friedliches Zusammenleben glauben, solchen Terrorismus, womit auch immer er begründet wird, scharf verurteilen müssen.“ Deutschland stehe solidarisch an der Seite Norwegens.

Wulff drückte König Harald von Norwegen in einem Telegramm seine Anteilnahme aus. Mit Entsetzen und Bestürzung habe er von den verheerenden Anschlägen erfahren. „Deutschland und die Deutschen stehen in dieser schweren Stunde fest an Ihrer Seite“, versicherte er in dem Schreiben.

Auch der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler regierte bestürzt auf die Anschläge in Norwegen. „Es ist ein barbarischer Akt, wie in einem Camp Jugendliche aus ihrem Frieden herausgerissen wurden“, sagte er und äußerte die Hoffnung, „dass die sympathische Offenheit Norwegens wegen dieser Anschläge keinen dauerhaften Schaden nimmt“.

Parteijugendorganisationen erklären sich solidarisch

Grünen-Chef Cem Özdemir betonte am Samstag, sollte sich ein rechtsextremer Hintergrund bestätigen, zeige sich einmal mehr, „dass unsere freie Gesellschaft entschieden gegen diese menschenverachtende Ideologie vorgehen und sie bekämpfen muss“. Das gelte für Norwegen genauso wie für Deutschland. Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Jürgen Trittin und Renate Künast, sandten ein Kondolenzschreiben an den norwegischen Botschafter in Berlin.

Erst in der Nacht war bekannt geworden, dass es sich vermutlich um einen rechtsextremistischen Einzeltäter handelt. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) rief in der „Passauer Neuen Presse“ zunächst auch in Deutschland zu erhöhter Wachsamkeit auf, betonte aber zugleich: „Dennoch ergibt sich daraus für Deutschland derzeit keine neue Lage“.

Länderchefs und Jugendorganisationen kondolieren

Zahlreiche Ministerpräsidenten der Länder drückten Norwegen ebenfalls ihre Anteilnahme aus, darunter auch die stellvertretende SPD-Vorsitzende und nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. „Viele Unschuldige haben ihr Leben verloren. Die meisten von ihnen waren junge Menschen, Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die gemeinsam in einem Jugendcamp einen unbeschwerten Sommer genießen wollten“, erklärte sie.

Der Bundesvorsitzende der Jungen Union (JU), Philipp Mißfelder, wertete die Anschläge in Oslo als Angriff auf Freiheit und Demokratie, „weil es gerade diejenigen getroffen hat, die sich dafür eingesetzt haben“. Als größte politische Jugendorganisation in Deutschland fühle sich die JU „den Freunden in Norwegen ganz besonders verbunden“. Auch die Jungen Grünen zeigten sich entsetzt. „Auch weil wir eine linke Jugendorganisation sind, die sich gegen Diskriminierung und Rechtsextremismus einsetzt, erschüttert uns der grausame Anschlag“, erklärten sie.

Uhl fordert Suche nach Gefährdern im Internet

Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl (CSU), forderte derweil eine intensivere Suche nach möglichen Gefährdern im Internet. „Die Sicherheitsbehörden müssen in der virtuellen Welt nach Hinweisen darauf suchen, ob sich für die reale Welt Gefahren ergeben“, sagte Uhl der „Welt am Sonntag“.

Nach Angaben eines Sprechers des Bundesinnenministeriums weisen Tat und Täter „nach derzeitigem Kenntnisstand keine Deutschlandbezüge auf“. Die abscheulichen Taten belegten aber erneut, „welche Gefahren von fanatisierten Einzeltätern ausgehen können und zwar unabhängig von ihrer Motivlage“. (dapd)

Explosion in Oslo

Der Tatort: Auf der Insel Utoya überfiel der Attentäter ein Jugendcamp.
Der Tatort: Auf der Insel Utoya überfiel der Attentäter ein Jugendcamp. © AP
Offensichtlich hatte er sich als Polizist verkleidet und erschoss 80 Jugendliche.
Offensichtlich hatte er sich als Polizist verkleidet und erschoss 80 Jugendliche. © AP
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Explosion in Oslo

Das Grauen von Utoeya

Der 32-jährige Anders B. hat sich offenbar als Polizist verkleidet Zutritt zu einem Jugendcamp auf der Insel Utoyea verschafft. Augenzeugen hören Schüsse. Es dauert 30 Minuten bis die Polizei eintrifft.
Der 32-jährige Anders B. hat sich offenbar als Polizist verkleidet Zutritt zu einem Jugendcamp auf der Insel Utoyea verschafft. Augenzeugen hören Schüsse. Es dauert 30 Minuten bis die Polizei eintrifft. © AFP
Die Beamten finden ein Blutbaad vor: 84 Jugendliche wurden erschossen. Hunderte versuchten übers Wasser zu fliehen ...
Die Beamten finden ein Blutbaad vor: 84 Jugendliche wurden erschossen. Hunderte versuchten übers Wasser zu fliehen ... © REUTERS
Der Mörder
Der Mörder "schoss und schoss und schoss", wie eine Zeugin berichtet. © REUTERS
Durch die Schießerei alarmiert eilen erste Schiffe aus der Nachbarschaft herbei, um zu helfen.
Durch die Schießerei alarmiert eilen erste Schiffe aus der Nachbarschaft herbei, um zu helfen. © AFP
Polizei und Rettungseinheiten suchen weiterhin nach Opfern und Verletzten auf und rund um die Insel.
Polizei und Rettungseinheiten suchen weiterhin nach Opfern und Verletzten auf und rund um die Insel. © AFP
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Opfer und Verltzte werden geborgen. Ihre Zahl steigt weiterhin.
Opfer und Verltzte werden geborgen. Ihre Zahl steigt weiterhin. © AFP
OPfer und Verltzte werden geborgen. Ihre Zahl steigt weiterhin.
OPfer und Verltzte werden geborgen. Ihre Zahl steigt weiterhin. © AFP
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Retter und Gerettete - völlig schockiert
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Der mutmaßliche Täter: Anders Behring Breivik.
Der mutmaßliche Täter: Anders Behring Breivik. © REUTERS
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