Gladbeck. Simone Steffens ist grüne Bürgermeisterkandidatin in Gladbeck. Dass sie bald auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt, glaubt sie nicht. Aber sie will kämpfen - für grüne Themen und für möglichst viele Sitze im Stadtrat. Und das, obwohl sie im Juli ein Kind erwartet.

Die Grünen in Gladbeck setzen auf eine Frau. Auf Simone Steffens, die im Juli zum zweiten Mal Mutter wird und trotzdem als Bürgermeisterkandidatin für die Grünen angetreten ist. „Hätten wir keinen Kandidaten, würden wir zu den zahlreichen Diskussionen kaum eingeladen und könnten unsere Positionen nur ganz schlecht in die Öffentlichkeit bringen“, sagt Steffens. Chancen auf den Chefsessel im Rathaus hat die 40-Jährige nicht, sie ist aber über Listenplatz drei für den Gladbecker Stadtrat relativ gut abgesichert.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Mario Herrmann, findet es „total genial“, Simone Steffens als Kandidatin aufgestellt zu haben. „Wir reden immer über Gleichberechtigung und darüber, dass Kinder kein Hindernis sind: Nun haben wir eine Kandidatin, die beruflich und politisch aktiv ist und trotzdem Kinder hat.“ Simone Steffens ist Sozialpädagogin und arbeitet bei der Essener Suchthilfe. Ohne ihren Freund hätte sie aber gerade bei politischen Abendterminen schlechte Karten: „Wenn er nicht auf den sechsjährigen Sohn aufpassen würde, bräuchte ich ja jedes Mal einen Babysitter. Das wäre schwierig.“

Die sachkundige Bürgerin im Jugendhilfeausschuss will sich im anstehenden Kommunalwahlkampf für die Themen Bildung („Wir kämpfen für eine zweite Gesamtschule in Gladbeck“), Familie („Die Frühwarnsysteme müssen ausgebaut und effizienter werden“), Innenstadt und Integration einsetzen. Sie weiß, dass sie um andere Themen aber auch nicht herumkommen wird. „Das ist wie Uni, wenn ich mich in die Themen Verkehr, Planung oder Finanzen einarbeiten muss“, sagt Steffens.

Nette Atmosphäre trotz Wahlkampf

Positiv überrascht ist Steffens von der bislang netten Atmosphäre im Wahlkampf. „Da wird aber meistens nicht mit allzu harten Bandagen gekämpft“, sagt Fraktionsvorsitzender Herrmann. „Die Bürgermeister-Kandidaten zeigen sich in der Regel integrativ und wollen eher als Stadtmütter oder Stadtväter wahrgenommen werden. Da gibt’s höchstens mal eine kleine Spitze.“

Die Abschaffung der Bürgermeister-Stichwahl halten Steffens und Herrmann für „undemokratisch“. „Wenn fünf Kandidaten antreten, vier davon etwa 19 Prozent der Stimmen bekommen und einer 21 – dann ist dieser von einem Fünftel gewählt. Das kann doch nicht sein“, sagt Herrmann.

Als gut empfindet er dagegen die künftige Aufsplittung von Bürgermeister- und Ratswahl. Der Stadtrat soll weiterhin alle fünf Jahre neu gewählt werden, der Bürgermeister nur alle sechs. Möglicherweise stellen die Gladbecker Grünen zum letzten Mal einen eigenen Kandidaten auf. „Mit unserer Kandidatin wollen wir ja deutlich mehr Sitze im Stadtrat gewinnen“, erklärt Herrmann. „Wenn die Rats- und die Bürgermeisterwahl aber entkoppelt sind, könnten wir ja zukünftig einen Kandidaten der großen Parteien unterstützen, ohne dass wir uns im Kampf um die Sitze im Stadtrat etwas wegnehmen.“

Das Blog zur Kommunalwahl "Wahl & Kampf"