Köln. Die Rockergang „Mongols M.C.“ hat in Köln ihren ersten NRW-Club gegründet. Die Gang gilt als hochgradig kriminell und gewaltbereit. Ihre Erzfeinde: die Hells Angels. Nun droht in NRW ein neuer Bandenkrieg.
Noch sind sie auf der Straße nicht zu erkennen. Die schwarzen Kutten bleiben vorerst im Schrank. Und Motorräder sind ohnehin nicht ihr Markenzeichen. Die meisten Mitglieder sollen noch nicht einmal einen Führerschein besitzen. Nach Erkenntnissen der Polizei gibt es bisher auch kein Vereinsheim, nur eine Internetseite und ein Profil beim sozialen Netzwerk Facebook. Hier hat der Rockerclub „Mongols M.C. Cologne“ inzwischen immerhin rund 520 Freunde.
Dennoch ist die Polizei in Alarmbereitschaft. Denn in Köln hat der erste NRW-Club der kriminellen Gang vor wenigen Wochen seine Zelte aufgeschlagen. Überall, wo die Mongols auftauchen, zetteln sie brutale Revierkämpfe mit anderen Banden an. Ihre Erzfeinde sind die Hells Angels. Erst vergangene Woche konnte die Polizei eine Prügelei zwischen den Gruppen auf einem Parkplatz in Leverkusen gerade noch verhindern.
„Hochgradig kriminell und gewaltbereit“
„Wir nehmen die Lage sehr ernst“, sagt Polizei-Sprecher Wolfgang Baldes. „Wir beobachten die Aktivitäten der Rocker sehr genau und tun alles, um Auseinandersetzungen zu verhindern.“ Auch nach einem Kampf des Boxers Felix Sturm in der Lanxess Arena Ende Juni sollen Hells Angels und Mongols laut Medienberichten aufeinander losgegangen sein. Die Polizei ermittelt noch und will derzeit keine Details nennen.
Um eine Ahnung zu bekommen, was NRW droht, muss man nach Norden schauen. Erst im Mai hat das Land Bremen einen Ableger der Mongols verboten. Der Zweck des Vereins bestehe einzig und allein darin, Straftaten zu begehen, begründete Bremens Innensenator Ulrich Mäurer den Schritt. Das Gewand des Motorradclubs entpuppte sich schnell als Tarnung: Nur ein einziger Rocker besaß einen Motorrad-Führerschein. Führende Mitglieder des Vereins seien „hochgradig kriminell und gewaltbereit“, teilte Mäurer mit. Es seien mehrere Verurteilungen, teilweise zu mehrjährigen Freiheitsstrafen, erfolgt. Einige der Mitglieder gehörten laut Polizei Bremen einem kurdisch-libanesischen Clan an.
Mongols planten offenbar Bombenanschlag auf Hells Angels
Vorausgegangen war dem Verbot zudem ein monatelanger blutiger Kampf mit den Rockerclubs Hells Angels und „Red Devils“. Sie lieferten sich unter anderem eine Schlägerei, bei der 61 Mongols vorübergehend festgenommen wurden. „Die Mongols sind hier unglaublich provozierend gegenüber Hells Angels und Polizei aufgetreten“, erklärt Bremens Polizeisprecher Henning Zanetti.
In Berlin ging die Rockergang sogar noch einen Schritt weiter. Bei einer Razzia in mehreren Wohnungen von Mongols-Mitgliedern fanden die Einsatzkräfte nicht nur Messer und Schlagstöcke, sondern auch Sprengstoff und zwei selbst gebastelte Rohrbomben. Offenbar sollten diese für Anschläge auf die Hells Angels verwendet werden. Die Berliner Gruppe der Mongols hat sich nach eigenen Angaben jedoch im Februar aufgelöst, nachdem die Polizei massiven Druck ausgeübt hatte.
Der Mongols M.C. wurde 1969 von Vietnam-Veteranen lateinamerikanischer Herkunft in Kalifornien gegründet. Auch hier sind die Gangs immer wieder durch Straftaten wie Drogenhandel und Gewaltverbrechen sowie ihren erbitterten Kampf gegen die Hells Angels aufgefallen. Inzwischen gibt es nach eigenen Angaben des Clubs sogenannte Chapter in mehreren Staaten der USA, in Mexiko, Italien und Deutschland. Hierzulande ist der Rockerclub erst seit 2010 aktiv.
NRW unterstützt bundesweites Verbot von Rockerclubs
Das mongolische Reich und Dschingis Khan sind die Vorbilder der Rocker. Auf ihren Kutten ist der Mongolen-Herrscher zu sehen. Er sitzt auf einer Motorrad, muskelbepackt und mit schwarzer Sonnenbrille. „Sie waren furchtlose, berittene Krieger und bekannt für ihr hohes Maß an Disziplin, sowie taktisch brillant und außergewöhnlich gut koordiniert. Obwohl zahlenmäßig unterlegen bekämpften und dominierten sie viele ihrer Feinde“, verkünden die Kölner Mongols mit pathetischen Worten auf ihrer Internetseite über ihre Helden.
Ob NRW wie Bremen den Kampf gegen die Mongols gewinnen wird, ist noch unklar. „Um eine Rockergruppe verbieten zu können, muss erst der Nachweis erbracht werden, dass Straftaten der Mitglieder dem Verein direkt zuzurechnen sind“, erklärt Simone Ramakers, Sprecherin des NRW-Innenministeriums. Derzeit wird ein Lagebild der Aktivitäten aller Gangs in Deutschland erstellt. Seit längerem ist ein bundesweites Verbot von Motorradclubs im Gespräch. „Das kann ein sinnvolles Instrument im Kampf gegen die organisierte Kriminalität sein“, sagt Ramakers. „Wenn der Bund ein solches Verbot beschließen will, hat er unsere volle Unterstützung.“
Schlägerei zwischen Rockern in Duisburg
Bis dahin werden die Revierkämpfe wohl weitergehen: auch zwischen Hells Angels und Bandidos in Duisburg. Die hatten vor einem Jahr eigentlich öffentlich Frieden geschlossen. Experten werteten dies jedoch schon damals als medienwirksames Täuschungsmanöver. Alleine in den vergangenen Wochen sind Gang-Mitglieder wieder mehrmals aufeinander losgegangen. Die Bandidos könnten sich bald vielleicht über Verbündete freuen. Schon in den USA sollen die Mongols sich mit ihnen gegen die Hells Angels verbrüdert haben.