Berlin. .
Mit Verdachtsfällen zu sexuellem Missbrauch muss sich jede zweite Schule auseinandersetzen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Regierungsbeauftragte Christine Bergmann fordert in der Konsequenz Lehrerfortbildung zur Missbrauchs-Prävention.
Sexueller Missbrauch ist für viele Jugendliche in Heimen, Schulen und anderen Einrichtungen auch heute Realität. Darauf wies der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach, am Mittwoch in Berlin hin. Nach einer Untersuchung des Instituts mussten sich 80 Prozent der Heime, knapp 70 Prozent der Internate und 50 Prozent der Schulen in der jüngeren Vergangenheit mit Verdachtsfällen sexueller Gewalt auseinandersetzen. Missbrauch gebe es „in allen Settings“, vor allem aber auch in der Familie, sagte Rauschenbach.
Er eröffnete eine Tagung, auf der die Ergebnisse der Studie zu Missbrauch in Institutionen vorgestellt und diskutiert werden sollten. In Auftrag gegeben hatte sie die Unabhängige Beauftragte Christine Bergmann. Anlass war der Missbrauchsskandal in Heimen und kirchlichen Einrichtungen im vergangenen Jahr.
Beauftragte fordert Lehrerfortbildung zur Missbrauchs-Prävention
Die Regierungsbeauftragte hat eine deutliche Ausweitung der Lehrerfortbildungen zur Prävention von Missbrauch gefordert. „Alle Lehrerinnen und Lehrer müssen fortgebildet sein“, forderte Bergmann am Mittwoch im ZDF-“Morgenmagazin“ als Konsequenz aus einer Studie zum sexuellen Kindesmissbrauch. Es gebe sehr viel Hilflosigkeit im Umgang mit den Fällen, sagte Bergmann. Deshalb müssten die Lehrer zumindest soweit geschult werden, dass sie wissen, wo sie sich professionellen Rat holen können.
Wie Bergmann sagte, wird Kindesmissbrauch zu mehr als fünfzig Prozent der Fälle dadurch bekannt, dass sich die Opfer jemandem anvertrauen. Gerade Kinder, die in ihrer eigenen Familie missbraucht werden, würden sich aber an Vertrauenspersonen außerhalb ihrer Familien wenden. Diese - ob in Schulen, Vereinen, Kirchen oder anderen Einrichtungen - müssten so fortgebildet sein, dass sie den Kindern das Signal aussenden, dass sie wirklich zu ihnen kommen können.
Bergmann forderte, dass jede Schule ein Schutzkonzept erarbeitet, durch das das Vorgehen bei einem Missbrauchsverdacht genau festgelegt wird. Allerdings sei die richtige Reaktion auf einen bereits vollzogenen Missbrauch nicht das Wichtigste. „Es muss genauso wichtig sein zu gucken, was kann man präventiv tun. Da muss einfach noch viel gelernt werden“, sagte Bergmann.