Frauen-Fußball ist beim Publikum noch längst nicht so etabliert, wie es sein sollte. Daher müsste die WM vor vollen Rängen stattfinden - auch aus Marketinggründen. Die hohen Eintrittspreise allerdings stehen dem im Wege. Ein Kommentar

Die Zeiten, als Frauenfußball belächelt und als Randsport betrachtet wurde, sind noch nicht lange her. Franz Beckenbauer und sogar Rudi Völler waren für kernige Chauvi-Zitate zu haben. Jetzt, mit der Weltmeisterschaft in Deutschland, soll sich das ändern. Und vieles hat sich ja bereits geändert: So wird die Werbe-Trommel und der Nachrichtenfluss schon ähnlich groß betrieben wir zur Männer-WM. Doch: Wirklich vollends anerkannt und gleichberechtigt ist die Frauen-Disziplin noch nicht.

Darum bleibt die Frage, warum die Ticket-Preise für die Frauen-WM-Spiele dann auf dem Niveau der Männer gehalten werden. Zumindest auf dem Niveau von Bundesliga-Spielen. Noch nicht einmal hartgesottene VfL-Fans sind bereit, für jedes Spiel ihres Vereins 30 bis 50 Euro zu bezahlen - und so mancher Platz im Rewirpowerstadion bleibt deshalb während der Saison leer. Sehr viele freie Plätze gab's am Montag beim WM-Spiel „Japan gegen Neuseeland“. 12 538 Zuschauer waren offiziell da, 23 000 hätten es sein können. Dabei gehört Japan doch zu den Favoriten. Es war also eine der spannenderen Begegnungen. Wie soll es da erst bei Spielen wie „Australien gegen Äquatorial-Guinea“ werden?

Natürlich müssen die Ausgaben von Stadt und Organisationskomitee wieder reingeholt werden. Aber hätte es nicht auch ein niedriger Ticket-Preis getan – um mehr Zuschauer ins Stadion zu lotsen? Je mehr Menschen, vor allem junge Menschen, jetzt die Spiele der Fußballerinnen-WM live sehen, desto mehr Begeisterung kann entfacht werden. Und desto größer würde die wahrscheinlichkeit, dass sich der Frauen-Fußball endgültig beim Publikum etabliert. Schade, wenn diese Chance aufgrund einer allzu starren Fixierung auf finanzielle Aspekte vertan wird.

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