Heidelberg. . Die Uni Heidelberg hat der FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin den Doktortitel entzogen. Ihre Arbeit würde „in substantiellen Teilen“ aus Plagiaten bestehen, teilte die Uni am Mittwoch mit. Koch-Mehrin will sich gegen die Entscheidung wehren.

Wegen Plagiats entzieht die Universität Heidelberg der FDP-Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin den Doktortitel. Dies teilte die Universität am Mittwoch nach mehr als zweimonatiger Prüfung der Plagiatsvorwürfe gegen die Politikerin mit. Koch-Mehrin kündigte an, sie wolle die Rechtmäßigkeit der Entscheidung prüfen lassen.

Das geprüfte Material belege eindeutig, das die im Jahr 2000 von Koch-Mehrin vorgelegte Doktorarbeit „in substanziellen Teilen aus Plagiaten besteht“. Auf rund 80 Textseiten der Dissertation fänden sich mehr als 120 Stellen, die nach Bewertung des Promotionsausschusses als Plagiate zu klassifizieren seien.

Dissertation von Koch-Mehrin widerspricht Promotionsordnung

Diese Plagiate stammten aus mehr als 30 verschiedenen Publikationen, von denen zwei Drittel nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt worden seien. Die Quantität und Qualität der nachweisbaren Plagiate lege zwingend die Schlussfolgerung nahe, dass die Dissertation keine „selbstständige wissenschaftliche Arbeit“ im Sinne der Promotionsordnung der Fakultät und des Landeshochschulgesetzes Baden-Württemberg darstelle, erklärte der Vorsitzende des Promotionsausschusses, Dekan Manfred Berg.

Koch-Mehrin war im Zuge der öffentlichen Debatte über ihre Doktorarbeit als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament und als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments zurückgetreten. Die Doktorarbeit der FDP-Europapolitikerin trägt den Titel „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik“. Plagiatsjäger im Internet hatten die Arbeit unter die Lupe genommen und dabei zahlreiche Plagiate entdeckt.

Auch Guttenberg stolperte über seine Dissertation

Die Dissertation der 40-Jährigen trägt den Titel: "Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik. Die Lateinische Münzunion zwischen 1865 und 1927." In dem Verfahren gab Koch-Mehrin nach Angaben der Uni eine schriftliche Stellungnahme ab und war zudem persönlich angehört worden.

Die einstige liberale Hoffnungsträgerin ist der zweite Spitzenpolitiker, der über seine Doktorarbeit stolpert. Auch Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg war von der Uni Bayreuth der akademische Titel entzogen worden. Die Untersuchungskommission wirft dem CSU-Politiker vor, vorsätzlich getäuscht zu haben.

Koch-Mehrin sieht eigene Arbeit "nicht frei von Schwächen"

Koch-Mehrin erklärte, ihre Arbeit sei zwar "nicht frei von Schwächen, nicht selten ungenau, oberflächlich und manchmal geradezu fehlerhaft". Die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Arbeit beruhten jedoch auf ihrer eigenen Leistung.

Während des über zwei Monate langen Prüfungsverfahren sei ihr nie der Vorwurf der Täuschung gemacht worden, behauptete die Politikerin. Die Entscheidung der Universität Heidelberg komme auch überraschend, weil sie bisher keine Akteneinsicht gehabt habe. "Ich werde prüfen lassen, ob sie rechtswidrig ist", erklärte Koch-Mehrin.

Die Sprecherin der Universität entgegnete, dass Koch-Mehrin umgehend nach der Entscheidung Akteneinsicht gewährt worden sei. Vorher sei dies nicht möglich gewesen. Die Unterlagen umfassen auch die internen Protokolle des Promotionsausschusses. Der Vorwurf der Täuschung habe seit dem 2. Mai im Raum gestanden, als Koch-Mehrin offiziell über das Verfahren wegen eines Plagiats in Kenntnis gesetzt worden war.(afp/rtr)