Berlin. . Unter Protesten hat die Bahn AG am Dienstag die Bauarbeiten für das umstrittene Bahnprojekt „Stuttgart 21“ wieder aufgenommen. Mehrere Hundert Gegner versuchten das Gelände mit Sitzblockaden abzuriegeln. Die Polizei räumte die Zufahrt frei.

Nach zweimonatigem Baustopp hat die Deutsche Bahn am Dienstag mit Unterstützung der Polizei die Arbeiten an dem umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 wieder aufgenommen. Die Polizei löste nach eigenen Angaben eine friedliche Gegendemonstration von rund 300 Bürgern auf, die die Wiederaufnahme verhindern wollten.

Rund 100 Demonstranten, die eine Baustellenzufahrt blockierten, seien weggetragen worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Blockierer müssten mit Anzeigen wegen des Verdachts der Nötigung rechnen. Die Atmosphäre sei friedlich gewesen, die Demonstranten hätten sich ohne Widerstand wegtragen lassen.

Die Bahn und die grün-rote Landesregierung von Baden-Württemberg hatten sich am Freitag nicht auf eine Verlängerung des Baustopp bis Mitte Juli einigen können. Die Bahn verlangte dafür 56 Millionen Euro, die die Regierung nicht zahlen will. Die Bahn hatte daher für Dienstag die Wiederaufnahme der Bauarbeiten an dem umstrittenen Milliarden-Projekt angekündigt.

Bahn sieht sich bei Stuttgart 21 unter Termin-Druck

„Es laufen die ersten Vorbereitungsarbeiten“, sagte ein Bahnsprecher. In der nächsten Zeit will die Bahn am bereits abgerissenen Nordflügel des Kopfbahnhofs weiterbauen und eine Baustelle für das künftige Technikgebäude des geplanten unterirdischen Bahnhofs einrichten. Um diese Arbeiten zu verhindern, blockierten seit dem frühen Morgen etwa 300 Menschen die Zufahrten. Die meisten kamen nach Polizeiangaben am Vormittag der Aufforderung nach, die Zufahrten freizugeben.

Seit mehr als einem Jahr gibt es in Stuttgart teilweise heftige Proteste gegen den 4,1 Milliarden Euro teuren Umbau des 16-gleisigen Kopfbahnhofs in einen achtgleisigen Durchgangsbahnhof mit kilometerlangen Tunnelstrecken. Am 14. Juli soll der Belastungstest für den geplanten unterirdischen Bahnhof vorgestellt werden. Damit soll simuliert werden, ob der neue Bahnhof in der Spitzenstunde 30 Prozent mehr Züge abfertigen kann als der bisherige Kopfbahnhof. Bis zum 15. Juli muss die Bahn nach Worten ihres Technikvorstands Volker Kefer aus Fristgründen bereits ausgeschriebene Aufträge für Tunnelstrecken in Höhe von 750 Millionen Euro vergeben. (rtr/afp)