10 Monate nach dem Drama – und immer noch ist nichts klar
Nun also soll’s die Polizei gewesen sein. Die Schuldfrage zur Duisburger Loveparade-Katastrophe nimmt mit den sogenannten aktuellen Enthüllungen eine weitere Etappe. Der Schichtwechsel von zwei Hundertschaften zum falschen Zeitpunkt wird jetzt als Ursache für die Tragödie gewertet. Die Polizei, heißt es, habe große organisatorische Fehler gemacht.
Was die Familien und Freunde der Opfer bei solchen Nachrichten empfinden mögen, bleibt nur zu vermuten. Es könnte gut sein, dass sie angewidert sind von neuerlichen Schuldzuweisungen. Möglich auch, dass sie es leid sind, immer wieder nur in Teile eines Puzzles Einblick zu erhalten. Denn einen abschließenden Bericht gibt es immer noch nicht. Auch zehn Monate nach dem Drama sind noch zu viele Fragen offen. Es ist kaum zu fassen. Stattdessen erleben wir erneut das makabre Spiel von Zurückweisungen und Abwehr. Verantwortung? Fehlanzeige.
Bei all diesen Zumutungen bleibt festzuhalten, dass diese Loveparade gar nicht hätte stattfinden dürfen. Nicht in einem eingezäunten Gelände, von dem es kein Entrinnen gibt. Nicht, wenn man Hunderttausende durch einen engen Tunnel schleusen muss. Nicht, wenn man Warnungen von Experten in den Wind schlägt. Wahr bleibt auch, dass niemand aus der Katastrophe persönliche Konsequenzen gezogen hat. Stattdessen bestellte die Stadt teure Gutachten, um sich reinzuwaschen.
Das politische Leben in Duisburg ist seit dem 24. Juli 2010 wie gelähmt. Die Stadtspitze spricht kaum miteinander; der Oberbürgermeister wird auf Veranstaltungen ausgeladen. Erst vergangene Woche machte sich das Rathaus erneut lächerlich, als es einen Autokorso für das Pokalendspiel MSV gegen Schalke am kommenden Samstag untersagte. Das unsägliche Verhalten der Verantwortlichen nach der Loveparade hat den nötigen Blick nach vorn verstellt. Daran dürften auch neuerliche Erkenntnisse zum Verlauf der Katastrophe kaum etwas ändern.