Washington. . Osama bin Laden ist von US-Elitetruppen erschossen worden. Ein DNA-Test bringt offenbar die Gewissheit, dass die USA tatsächlich den Chef des Terrornetzwerkes erwischt haben. Streit über Seebestattung.

Der Tod von Terroristenführer Osama bin Laden ist nach Angaben eines US-Regierungsvertreters durch eine DNA-Analyse bestätigt. Die nach der Kommandoaktion in Pakistan einer der Leichen entnommene DNA sei identisch mit der Bin Ladens, sagte der US-Vertreter, der namentlich nicht genannt werde wollte, am Montag in Washington. Das genetische Erbgut des Leichnams war mit Verwandten von Bin Laden verglichen worden. Dabei habe sich eine Übereinstimmung von nahezu 100 Prozent ergeben.

Der El-Kaida-Führer war in der Nacht zum Montag in einem Anwesen in der Stadt Abbottabad, rund 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt Islamabad, von einer US-Einheit erschossen worden.

Die US-Spezialtruppen hätten Terroristenführer bin Laden nach Angaben des Weißen Hauses lebend gefangen genommen, wenn es dazu eine Möglichkeit gegeben hätte. Präsidentenberater John Brennan sagte am Montag in Washington, das Weiße Haus habe mit Widerstand bin Ladens gerechnet, es habe aber auch eine "entfernte Möglichkeit" gegeben, ihn lebend zu ergreifen. Da bin Laden gekämpft habe, sei er getötet worden. Mitglieder der Sondereinsatztruppe Navy Seals unter der Verantwortung des CIA-Chefs Leon Panetta hätten Bin Laden bei der Aktion nahe der nordpakistanischen Stadt Abbottabad mit einem Kopfschuss getötet, berichteten US-Vertreter.

Bin Laden wehrte sich gegen die Angreifer

Aus Regierungskreisen in der US-Hauptstadt verlautete dazu, bin Laden habe auf die angreifenden Spezialisten der Navy Seals geschossen, die das Feuer erwidert hätten. Bin Laden sei schließlich gegen Ende des 40-minütigen Angriffs selbst schießend tödlich getroffen worden.

Bei dem Schusswechsel starben den US-Regierungsangaben zufolge auch zwei Brüder, die offenbar als Kuriere für Bin Laden tätig waren, einer von Bin Ladens Söhnen sowie eine Frau, die als menschliches Schutzschild eingesetzt wurde. Osama bin Laden soll dabei kurz vor seiner Tötung von seiner Ehefrau namentlich identifiziert worden sein. Das teilte das Pentagon mit.

Eliteeinheit spürte Bin Laden auf

Kein anderes Land sei vorab über die Aktion informiert worden, hieß es weiter. Wie erwartet habe sich Bin Laden bei dem Einsatz gewehrt, sagte einer der Vertreter. Zu der Frage, ob das Ziel des Kommandos die Tötung oder die Festnahme Bin Ladens war, äußerte er sich nicht. Die Leiche des El-Kaida-Führers sei umgehend im Meer beigesetzt, um zu verhindern, dass seine Grabstätte zu einem Pilgerort werde, hieß es aus den US-Kreisen weiter. Reuters zitierte einen Offiziellen mit den Worten: „Das war eine Tötungs-Operation.“

Die Navy Seals sind die Elitetruppen der Marine, die auf Aufklärung und Kampfeinsätze hinter den feindlichen Linien spezialisiert sind. Ihr Name steht für Sea, Air, Land (See, Luft, Land) und verweist damit auf ihre vielfältige Einsetzbarkeit. Wie im Fall des Einsatzes bei Abbottabad können die Navy Seals dem Geheimdienst CIA unterstellt werden.

Videoaufnahmen von Bin Ladens Versteck in Pakistan nach dem Angriff.
Videoaufnahmen von Bin Ladens Versteck in Pakistan nach dem Angriff. © Reuters

Die angebliche Seebestattung des Leichnams von Terrorchef Osama bin Laden widerspricht unterdessen nach Auffassung eines hochrangigen sunnitischen Religionsgelehrten den islamischen Sitten. Der Islam sei „ganz und gar gegen“ diese Form der Beisetzung, sagte Mahmud Asab, Berater des ägyptischen Religionsführers Ahmed el Tajeb, in Kairo. Nach islamischer Sitte müssten Tote beerdigt werden. Nur in Notfällen wie etwa einem Schiffsunglück seien Seebestattungen zulässig, sagte Asab und kündigte dazu auch eine offizielle Erklärung El Tajebs an.

Seebestattung gegen islamische Sitten

Die USA hatten zuvor mitgeteilt, Bin Ladens Leichnam auf offener See beigesetzt zu haben. Zu Ort und Hergang der Bestattung machten sie keine näheren Angaben. Ein Vertreter der Regierung in Washington betonte aber, die Beisetzung sei nach muslimischer Tradition erfolgt.

Normalerweise werden Tote im Islam mehrfach gewaschen sowie innerhalb von 24 Stunden ohne Sarg und in weiße Tücher gehüllt in der Erde bestattet. Dabei wird der Leichnam gen Mekka ausgerichtet, das Gesicht des Toten leicht zur Rechten in Richtung der Kaaba gedreht. (afp)