Offenburg. . Die 195. Ausgabe von „Wetten, dass…?“ stand ganz im Zeichen von Musik und Hochzeiten. Die letzte Sendung der regulären Staffel mit Thomas Gottschalk sollte als Traumhochzeit beginnen und wurde zum Musik-Act - und war ein Quoten-Flop.

Die "Wetten, dass..?"-Sendung am Samstagabend aus Offenburg erzielte die schlechteste Einschaltquote in der 30-jährigen Geschichte der Show. 7,38 Millionen Zuschauer waren an den Bildschirmen, was einen Marktanteil von 25,1 Prozent bedeutete, wie das ZDF am Sonntag in Mainz mitteilte.Das bisherige Quotentief der Unterhaltungssendung hatte die 187. Ausgabe Ende Februar 2010 eingefahren. Damals wurden 7,8 Millionen Zuschauer (Marktanteil 25,3 Prozent) gezählt.

Einen Tag nachdem sich in London Prinz William und Kate das Ja-Wort gegeben hatten, ließ Thomas Gottschalk auch im badischen Offenburg die Hochzeitsglocken läuten. Dazu versammelte der Träger des Ehren-Grimmepreises nicht nur die unterschiedlichsten Paare auf seiner Couch. Der 60-Jährige versuchte gleich zu Beginn mit Assistentin Michelle Hunziker den Kuss des englischen Prinzenpaares zu toppen. Die Wette hätte allerdings Prinz William gewonnen.

Auch im weiteren Verlauf gelang es Gottschalk trotz standesgemäßer Kleidung mit Frack, Kummerbund und Fliege nicht, die letzte reguläre Sendung der aktuellen Staffel zum Ereignis des Jahres zu machen. Für eine royale Prunkhochzeit war die Liste der Gäste mit Weltprominenz zu klein und die Parade in Form der Wetten zu unspektakulär. Für eine herkömmliche Trauung im Kreise der guten (alten) Freunde mit abwechslungsreicher Musik reichte es aber.

Vor allem die Musik spielte sich in Offenburg in den Vordergrund. Bis auf Adelsexperte Eduard Prinz von Anhalt, der im Nachhinein nur durch die Präsentation einer Kotztüte mit Porträts von Kate und William in Erinnerung blieb, brachte sich jeder Gast musikalisch ein. Nicht nur Hugh Laurie bewies, dass er neben der Rolle des exzentrischen Mediziners Dr. House auch das Singen und Gitarre spielen beherrscht. Auch der deutsche Schauspieler Jan-Josef Liefers griff zum Mikrofon und sang gemeinsam mit seiner Frau Anna Loos und der Band Silly das Lied „Erinnert“. Es war die Einlösung einer Wette aus der Sendung vom 12. Februar.

Selbst Désirée Nick trällerte spontan ein paar Takte aus der Zauberflöte, als sie merkte, dass an dem Gesprächsthema Musik kein Vorbeikommen an diesem Abend war. Schließlich hatten sich kurz zuvor Sopranistin Anna Netrebko und ihr Ehemann, Star-Bariton Erwin Schrott, zu der Kabarettistin auf die Coach gesellt.

Gottschalk muss als Papst auftreten

Whoopi Goldberg verzichtete zwar auf eine eigene Gesangsdarbietung, präsentierte dafür aber ihr Musical „Sister Act“. Der Hollywood-Star war nicht nur wegen seiner grünen, mit Sternchen besetzten Stöckelschuhen mit gestreiftem Absatz der Höhepunkt unter den Gästen an diesem Abend.

Die Schauspielerin, die zum ersten Mal bei Wetten, dass…? zu Gast war, zeigte, dass sie mit einem Blick mehr sagen konnte, als Frau Nick mit einem ganzen Vortrag . Auch ließ sich die Oscar-Preisträgerin von Thomas Gottschalk nicht ihren Wetteinsatz diktieren, sondern legte ihn einfach selbst fest: Gewinnt sie, muss der Moderator als Papst in einer „Sister Act“-Aufführung in Hamburg auftreten. Goldberg gewann und Gottschalk musste sein Ja-Wort geben, bevor die Schauspielerin sich standesgemäß vorzeitig zu ihrem Flieger verabschiedete.

Bei so viel Musik und Hochzeit in einer Sendung passte es dann auch, dass am Ende ein junges Paar mit einer musikalischen Wette zum Wettkönig gekrönt wurde. Julia Thiele hatte es geschafft, vier von fünf Lieder am Schulterzucken ihres Freundes Malte Poppinga zu erkennen. Der Sportstudent bewegte dafür seine Schulterblätter im Takt der Musik soweit nach Außen, dass ihm unter seinem T-Shirt Flügel aus dem Rücken zu wachsen schienen. „Was Pamela Anderson vorne hat, hast Du hinten“, kommentierte Gottschalk, während einige Zuschauer nicht recht wussten, ob sie lachen, sich ekeln oder einfach wegschauen sollten.

Eklige Reifen-Leck-Wette

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Von DerWesten

Dabei war die Ekelgrenze zwei Wetten zuvor schon arg strapaziert worden. Wenn Gottschalk wirklich den Kuss von Prinz William und seiner Kate hätte toppen wollen, hätte er sich vielleicht von Wettkandidat Marco Böhm beraten lassen sollen. So intensiv wie der Familienvater die Profile von Autoreifen mit Zunge und Mund bearbeitete, hätte das ZDF schon fast einen Hinweis auf Jugendschutz vor der Sendung platzieren müssen. Michelle Hunziker fragte den Kandidaten zurecht, ob seine Frau nicht eifersüchtig sei. Letztlich reichte es jedoch nicht dafür, drei von vier Reifenfabrikate durch das Abschlecken zu erkennen.

Folglich konnte die Wette auch die Anrufer nicht überzeugen. Auch die anderen Kandidaten – ein Löffelverbieger mit Uri Geller als Vorbild und ein Fitnesstrainer, der Eier durch Pusten um 180 Grad im Becher drehte, gingen trotz gewonnener Wetten leer aus. Das anatomische Schulterwunder siegte mit großem Abstand, was auch den Unterhaltungswert der Wetten in der Sendung wiederspiegelte. Die beiden Mädels, die Zahnpasta durch Fühlen errieten und damit Goldberg zur strahlenden Wett-Gewinnerin sowie Gottschalk zum Papst gemacht hatten, liefen als Kinderwette ohnehin außer Konkurrenz.

Beeindruckende Schattenspiele

Höhepunkt des Abends waren aber weder die Wetten noch die musikalischen Darbietungen, in die sich auch US-Sänger Songwriter Christopher Cross mit einem Medley seiner besten Songs eingereiht hatte. Für die größte Begeisterung sorgte die amerikanische Tanzkompanie Pilobolus mit beeindruckenden Schattenspielen. Hinter einer angestrahlten Wand verwandelten sich Schatten von Menschen in Tiere, Bäume, Gebäude, Autos und sogar ein Flugzeug. „So eine tolle Show habe ich auch noch nicht gesehen“, musste selbst Thomas Gottschalk den jungen Akrobaten zugestehen.

Weniger überrascht war der Moderator davon, die Stadtwette gegen eine strahlende Michelle Hunziker zu verlieren. Der blonden Assistentin war es bis zum Ende der Sendung, die Gottschalk um 15 Minuten überzog, gelungen, mehr als 300 Offenburger auf Fahrrädern zu versammeln – in Hochzeitsbekleidung. (mit dapd)