New York/München. . Tagelang herrschte Schweigen, jetzt lenkt Apple im Streit um die Speicherung von Bewegungsprofilen von iPhone- und iPad-Nutzern ein: Es soll ein Software-Update geben, das weniger Daten erfasst. Zugleich bestritt der Konzern den Vorwurf, Daten seiner Kunden auszuspähen.

Der US-Computerkonzern Apple gibt im Streit um die Speicherung von Ortsdaten seiner iPhone-Kunden nach. Das Unternehmen werde in den kommenden Wochen eine Aktualisierung des Handy-Betriebssystems herausbringen, das weniger Daten von WLan-Knoten und Funkzellen speichere, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Der für seine restriktive Kommunikationspraxis bekannte Konzern räumte angesichts drohender Sammelklagen in den USA ein, dass seine Mobiltelefone sehr wohl Daten über den Standort erfassen und auch unverschlüsselt auf das zugehörige Computersystem iTunes übertragen.

Anonymisiert und verschlüsselt übertragen

Zugleich bestritt das Unternehmen aber, die Daten seiner Kunden auzuspähen. „Apple verfolgt nicht die Standorte Ihres iPhones“, hieß es in einer Mitteilung. „Apple hat das nie getan und hat keine Pläne, das je zu tun.“

Der nach Börsenwert größte Hardwarehersteller der Welt war von Seiten seiner Fangemeinde und auch von Regierungen in die Kritik geraten, nachdem das „Wall Street Journal“ berichtet hatte, seine Apparate würden Ortsdaten auch dann aufzeichnen, wenn der Nutzer diese Funktion explizit abschaltet. Apple erklärte, die Aufenthaltsorte würden lediglich anonymisiert und verschlüsselt an das Unternehmen übertragen. Sollten die Geräte trotz abgeschalteter Ortungsfunktion Daten senden, sei dies ein Softwarefehler, der mit dem kommenden Update beseitigt werde.

Bis auf 50 Meter genau

Auch die Bundesregierung hatte Apple gerüffelt. „Wenn ein Nutzer die Ortungsfunktion seines Gerätes deaktiviert, muss er sich darauf verlassen können, dass das Gerät keine Geodaten mehr aufzeichnet“, hatte ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums am Dienstag gesagt.

Nach Medienberichten erfassen iPhones und iPads mit dem Betriebssystem iOS 4 bis zu hundertmal pro Tag den Standort. Die Lokalisierungen könnten bis auf 50 Meter genau sein. Apple zufolge basiert die ganze Aufregung auf einem Missverständnis. Die Telefone speicherten nicht den Standort des Benutzers sondern eine Liste mit WLan-Hotspots und Funkmasten in der Nähe, hieß es.

Länger gespeichert als nötig

Diese von Apple heruntergeladene Liste helfe dem Telefon seinen Standort festzustellen, ohne GPS-Signale in Anspruch nehmen zu müssen, teilte der Konzern mit. Apps wie Navigationsprogramme könnten so den Standort des Nutzers schneller und genauer bestimmen, hieß es.

Ein Softwarefehler sorgte laut Apple dafür, dass die Daten länger als beabsichtigt gespeichert wurden. Es bestehe keine Notwendigkeit, die Daten länger als sieben Tage lang zu speichern. In den kommenden Wochen werde ein Software-Update bereitgestellt, das die maximale Größe der Datei begrenzen soll. Damit hofft Apple, die Bedenken bezüglich des Schutzes der Privatsphäre zu beruhigen. Außerdem soll nach dem Update die fragliche Datei auch nicht mehr auf den Computer übertragen werden.

Auch Google im Verdacht

Des Weiteren soll das Software-Update verhindern, dass die Datei auf iPhones heruntergeladen wird, bei denen die Lokalisierungsdienste ausgeschaltet sind, kündigte Apple an. Bei Geräten mit eingeschalteten Lokalisierungsdiensten soll die Datei verschlüsselt werden.

Einem Medienbericht zufolge erfasst auch Google die ortsgebundenen Daten von Smartphone-Nutzern. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ senden Handys mit dem Google-Betriebssystem Android Ortsdaten zurück zu den Unternehmen. Dem Blatt zufolge könnten beide Konzerne mit Hilfe der Datensammlungen den Markt für ortsbezogene Dienstleistungen anzapfen. (rtr/dapd)