Tokio/Essen. . Unter Einsatz ihres Lebens versuchen die letzten 50 Arbeiter, im havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima die endgültige Katastrophe doch noch abzuwenden. Laut Experten können die Strahlen binnen weniger Tage tödlich wirken.

Unter Einsatz ihres Lebens haben die letzten 50 Arbeiter versucht, im havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima die endgültige Katastrophe doch noch abzuwenden. Am Morgen mussten auch sie wegen überhöhter Strahlenwerte die Anlage zeitweise verlassen; schon nach 45 Minuten aber kehrten sie wieder zurück.

In der Nähe des Reaktors wurden zeitweise extreme Strahlenwerte von 400 Millisievert pro Stunde und mehr gemessen. „Wer dort arbeiten muss, stirbt“, sagt Prof. Andreas Bockisch, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Uniklinikum Essen. „Wenn man zehn Stunden einer solchen Strahlung ausgesetzt ist, sind das vier Sievert. Diese Menschen haben nur noch wenige Tage zu leben.“ Die radioaktive Strahlung zerstöre die Blutbildung und den Magen-Darm-Trakt.

Im Wettlauf mit der Zeit versuchten die 50 verbliebenen Retter, den Reaktor zu kühlen. 750 ihrer Kollegen wurden bereits abgezogen. Hubschrauber, die Kühlwasser auf die überhitzten Brennstäbe schütten sollten, mussten wegen der Strahlung abdrehen. Die Retter müssen in einer Gefahrenzone ausharren, aus der bereits 200 000 Menschen evakuiert wurden. Am Mittwoch wurde die Umsiedlung weiterer 28 000 Bewohner angeordnet.

Auch China zweifelt

Als Konsequenz aus dem schweren Reaktorunglück in Japan stellen immer mehr Länder ihre Atompolitik auf den Prüfstand. China setzte die Genehmigung weiterer Kernkraftwerke am Mittwoch aus.

Die Bundesregierung rät den rund 1000 verbliebenen Deutschen im Großraum Tokio jetzt offiziell, sich in andere Landesteile in Sicherheit zu bringen oder ins Ausland zu reisen. Es handele sich um eine „erhebliche Aktualisierung“ der Reisehinweise für Japan, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Teile der deutschen Botschaft seien inzwischen von Tokio nach Osaka verlegt worden.

„In Gottes Hand“

Der deutsche EU-Energiekommissar Günther Oettinger zweifelt an den Japanern: Maßnahmen wie die, per Hubschrauber Wasser zur Reaktor-Kühlung zu bringen, muteten an wie bei einem „Waldbrand“ und nicht als wirksames Vorgehen bei einem Atomunfall. Angesichts dessen müsse er die „hohe Meinung über Ingenieurkompetenz oder Technikkompetenz“ der Japaner „korrigieren“, fügte Oettinger hinzu. „Man muss im Grunde genommen befürchten, dass das Ganze in Gottes Hand ist.“

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