Frankfurt/Main. . Die Deutsche Bahn bietet den Lokführern neue Gespräche an. Der Konzern reagiert damit auf das Ultimatum der Gewerkschaft GDL. Sie hatte mit neuen Streiks am Donnerstag oder Freitag gedroht.
Die Deutsche Bahn (DB) hat am Dienstag mit einem erneuten Gesprächsangebot auf das Ultimatum der Lokführer-Gewerkschaft GDL reagiert. „In einem umfangreichen Schreiben haben wir der GDL unser gesamtes Angebots-Paket und alle Verhandlungsgegenstände erläutert und konkretisiert“, sagte eine Konzernsprecherin der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. Darin gehe es sowohl um das Hauptziel der GDL, einen Bundesrahmentarifvertrag, als auch um den hauseigenen Tarifvertrag zwischen DB und GDL. Die Gewerkschaft hatte mit weiteren Streiks gedroht, sollte die Bahn bis Dienstagnacht kein „verhandlungsfähiges Angebot“ vorlegen.
„Die DB setzt unverändert darauf, dass die GDL an den Verhandlungstisch zurückkehrt“, sagte die Sprecherin weiter. „Wir haben große Anstrengungen unternommen, den Verhandlungsprozess wieder in Gang zu bringen.“ Verbunden mit der jüngsten Initiative sei das Angebot, die Verhandlungen noch an diesem Freitag wieder aufzunehmen. „Wir sind jederzeit zu Verhandlungen bereit, auch über das ganze Wochenende.“
Dass der Konzern die Gewerkschaftsforderung nach einheitlichen Löhnen für Lokführer im Kern unterstützt, bezeichnete GDL-Chef Claus Weselsky als „Scheinheiligkeit“. Der Staatskonzern wolle diktieren, wie ein solcher Flächentarifvertrag auszusehen habe. „Das bestimmt aber nicht die Bahn, sondern das bestimmen die Tarifpartner gemeinsam“, sagte Weselsky der „Zeit“.
GDL-Chef gibt sich einsichtig
Gleichwohl zeigte sich Weselsky einsichtig: „Wenn wir Löhne wollen, die 105 Prozent des Niveaus beim Marktführer entsprechen, werden wir am Ende nicht bei 105 Prozent landen. Wir werden unsere Forderungen nicht eins zu eins umsetzen können“, sagte der Gewerkschaftschef der Zeitung. Es gebe genügend Möglichkeiten für Kompromisse, aber nur, wenn der Flächentarifvertrag nicht infrage stehe. Bislang hatte die GDL stets auf ihren Maximalforderungen beharrt.
Die Gewerkschaft verlangt, dass alle 26.000 Lokführer bundesweit einheitlich bezahlt werden - egal, ob sie im Nah-, Fern- und Güterverkehr fahren und bei welchem Betreiber sie arbeiten. Die weitere Verhandlungsseite in dem Tarifstreit - die sechs privaten Bahnunternehmen Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn - hatte ihr gemeinsames Verhandlungsmandat Anfang März für beendet erklärt. Damit muss die GDL nun wieder mit jedem der Tochterunternehmen einzeln verhandeln. Unter diesen regt sich mittlerweile aber Widerstand. Die private Nord-Ostsee-Bahn und zwei Tochtergesellschaften der privaten Bahn-Konkurrentin Veolia gehen mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung gegen Streiks der Lokführer vor.
Am Mittwoch will die GDL mit vier privaten Güterverkehrsunternehmen abschließende Gespräche führen. Die Zielgerade sei erreicht, die Gewerkschaft sicher, „gemeinsam den ersten Flächentarifvertrag“ abzuschließen. Ursprünglich hatte die GDL mit sechs Güterverkehrsunternehmen verhandelt, davon waren zwei aus den Verhandlungen ausgestiegen. (dapd)