Berlin. . Was die Vorfälle in Japan für die Regierung Merkel bedeuten.

Erst das Erdbeben, dann der Tsunami, danach der GAU im Atomkraftwerk Fukushima. Wie wahrscheinlich war wohl diese Abfolge? Nicht groß. Was lehren uns die Vorfälle in Japan? Nur ein Gesetz ist realitätstauglich: Murphys Gesetz, wonach alles, was schief gehen kann, auch schief gehen wird. Ein Restrisiko hat man häufiger. Aber bei der Atomkraft ist er nicht vertretbar. Die Folgen sind zu dramatisch.

Nach der Katastrophe in Japan werden wir in Deutschland neu über die Atomkraft diskutieren müssen. Die Zweifel sind da; sie werden ihre Wirkung entfalten. Sie sind der Wurm, der sich in den Apfel hineinfrisst. Bei uns drohen keine großen Beben oder ein Tsunami. Es gibt andere Risiken: Brände Flugzeugabstürze, Terror-Attacken. Und: Kein Atommeiler in Deutschland ist auf eine Kernschmelze hin ausgelegt. Und natürlich kann auch die Notstrom-Versorgung in einem deutschen Reaktor versagen.

Zumindest der Umweltminister ist nachdenklich geworden. Aber Angela Merkel scheut sich, die Sinnfrage zu stellen. Es wäre das Eingeständnis, dass ihre Koalition völlig fasch lag, als sie den Atomausstieg verzögerte; und dass ihr als Physikerin die Distanz zu der Technologie fehlt.

Zu allem Überfluss stehen drei Landtagswahlen an. Merkels Krisenmanagement könnte die Stimmung beeinflussen. Zu beneiden ist die Kanzlerin nicht. Schon wieder ist ihr ein Brötchen mit der Marmeladenseite nach unten auf den Boden gefallen. Nach dem Störfall in Japan lässt sich leichter gegen als für die Atomkraft argumentieren und leichter als Grüner Wahlkampf machen. Das steht fest.

In Zeiten der Unsicherheit ist eine Regierung aber im Vorteil, weil sie handeln kann und die Menschen Halt suchen. Merkel weiß das. Das zeigt die zügige und offensive Art, wie sie führt. Sie hat die Zweifel aufgegriffen, sie will erklärtermaßen nicht zur Tagesordnung übergehen. Das kann ehrlich sein. Es kann aber auch eine raffinierte Strategie sein, um Zeit zu gewinnen.