Tokio..
Nach einer Explosion in der japanischen Atomanlage Fukushima-Daiichi ist das Reaktorgebäude zerstört worden. Radioaktives Cäsium ist ausgetreten, Menschen im Umkreis von 20 Kilometern sollten sich laut Regierungssprecher in Sicherheit bringen.
19:35 Uhr: Die Betreibergesellschaft TEPCO und die Atomsicherheitsbehörde Nisa halten eine Kernschmelze im Akw Fukushima nach Angaben verschiedener Medien für "sehr wahrscheinlich". Die japanische Regierung bleibt bei ihrer Position: Eine Kernschmelze habe es nicht gegeben.
19:18 Uhr: 55.000 Menschen sind inzwischen aus der Unglücksregion herausgebracht worden. Im Inneren des Kernkraftwerks soll eine Radioaktivität gemessen worden sein, die 1000 Mal über dem gewöhnlichen Wert liegt. Laut dem japanischen Radiosender NHK sollen drei kontaminierte Menschen in einem Krankenhaus behandelt werden.
18:54 Uhr: Was im Akw Fukushima geschieht, ist eine "außergewöhnlich ernste Situation", sagt Merkel. Ein klares Bild habe sie sich bislang aber wegen der schwierigen Informationslage nicht machen können. Nach menschlichem Ermessen sei es "nicht vorstellbar", dass Deutschland von der Katastrophe betroffen sei. Dafür sei die Entfernung zu groß. Die deutschen Kraftwerke sollen überprüft werden.
18:07 Uhr: Die deutsche Atomindustrie schließt einen Unfall wie im japanischen Reaktor Fukushima für die Bundesrepublik aus. "Eine Verkettung eines derart schweren Erdbebens und eines schweren Tsunamis ist in Deutschland nicht vorstellbar", erklärte das Deutsche Atomforum am Samstag in Berlin. Die japanischen Anlagen verfügten weniger Sicherheitsstränge als deutsche Anlagen. Zudem stünden in deutschen Reaktoren mehr Dieselgeneratoren für die Stromversorgung zur Verfügung und es gebe Anschlussstellen für externe Generatoren. "Diese sorgen im Notfall dafür, dass alle notwendigen Aggregate für die Nachwärmeabfuhr zur Verfügung stehen", erklärte das Atomforum.
17:35 Uhr: Der angeschlagene Reaktor soll jetzt mit Meerwasser gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu vermeiden. Das gab die japanische Regierung bekannt. Die Regierung bleibt bei ihrer Darstellung, eine Kernschmelze habe es bislang nicht gegeben. Der Reaktor selbst sei bei der Explosion am Vormittag nicht beschädigt worden.
17:25 Uhr: Die japanische Regierung bestätigt, dass bei dem Erdbeben mindestens 1700 Menschen ums Leben gekommen sind. Deutsche Experten vom Technischen Hilfswerk sind in Japan eingetroffen. Auch viele andere Länder haben Hilfstrupps geschickt. Der Tsunami hat Indonesien erreicht. Dort wurde ein Mensch getötet. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat für den Abend ein Krisentreffen mit den zuständigen Ministern angekündigt. Anfang kommender Woche soll es auch einen Sondergipfel der EU-Staaten geben.
17:02 Uhr: Die Situation in Japan bleibt unübersichtlich. In Deutschland demonstrieren die Menschen gegen Atomkraft. In Stuttgart bildeten Tausende eine Menschenkette, in Duisburg soll um 18 Uhr eine Spontan-Demonstration am Hauptbahnhof starten.
16:36 Uhr: „Wir sind für einen Ernstfall vorbereitet, wenn es Hinweise gibt, dass Radioaktivität aus japanischen Kernkraftwerken in Richtung Europa zieht", sagt NRW-Umweltminister Remmel in einer Pressemitteilung. Bisher gebe es dafür aber noch keine Anhaltspunkte, heißt es dort weiter.
16:25 Uhr: Die Spekulationen halten über einen möglichen Super-Gau gehen weiter. Dabei spielt das Wetter eine entscheidende Rolle. Der schlimmste anzunehmende Fall wäre, wenn eine radioaktive Wolke in Richtung der nur 250 Kilometer entfernten Metropole Tokio getrieben und dort niederregnen würde, sagte am Samstag Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach im dapd-Interview.
15:55 Uhr: Die Menschen, die in der Nähe des Unglücksreaktors wohnen, bekommen Jod von der Regierung. Das teilt die Internationale Atomenergiebehörde mit. Der ehemalige Chef der Atomaufsicht, Wolfgang Rennerberg, hält einen GAU in Japan für unausweichlich. Michael Sailer, Mitglied der Kommission für Reaktorsicherheit, warnt vor ähnlichen Unfällen in Deutschland: "Wir haben im Grundsatz die gleichen Reaktoren wie in Japan und es ist daher falsch, zu sagen, dass in Deutschland solche Unfälle unmöglich sind."
15.12 Uhr: Angesichts der unklaren Lage nach dem Atomunfall in Japan hat Außenminister Guido Westerwelle den Deutschen im Krisengebiet zur Ausreise geraten. Die Meldungen aus Japan seien widersprüchlich, sagte der FDP-Politiker am Samstag in Berlin. Es ergebe sich derzeit kein klares Bild der Lage. Das Auswärtige Amt rate von allen nicht erforderlichen Reisen in die von dem Erdbeben, dem Tsunami und dem Atomunfall betroffenen Gebiete ab. Alle Deutschen in diesen Gebieten seien aufgefordert zu prüfen, ob der Aufenthalt erforderlich sei. Andernfalls sollten sie die Ausreise in Erwägung ziehen, insbesondere Familien mit Kindern. Nach Angaben Westerwelles leben etwa 5.000 Deutsche in Japan und rund 100 in dem von der Katastrophe am stärksten betroffenen Gebiet. Es gebe derzeit keine Hinweise dafür, dass Deutsche zu Schaden gekommen seien. Westerwelle bot Japan Hilfe an. "Wir bieten an, zu tun, was wir können", sagte der Außenminister. "Wir sind mit dem japanischen Volk befreundet, Japan ist unser enger Partner."
Auch interessant
14.41 Uhr: Der von einer Kernschmelze bedrohte japanische Atomreaktor Fukushima 1 soll nun mit Meerwasser gekühlt werden. Kabinettssekretär Yukio Edano sagte am Samstag in Tokio, die Reaktorhülle aus Stahl sei noch intakt und nicht beschädigt. Daher sei beschlossen worden, den Reaktorkern des an der Küste gelegenen Kraftwerks mit Meerwasser zu füllen. Dem Wasser werde Borsäure beigemischt, um kritische Entwicklungen zu vermeiden. Der Füllvorgang werde fünf bis zehn Stunden dauern. Gelingt es nicht, den Reaktorkern wieder herunterzukühlen, droht eine Katastrophe wie in Tschernobyl. Nach Angabe von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) vermuten deutsche Behörden, dass die Kernschmelze bereits eingesetzt hat: "Anhand der uns vorliegenden Informationen neigen wir dazu, dass dort eine Kernschmelze im Gange ist", sagte Röttgen. Dennoch kann nach Ansicht von Experten das Schlimmste noch verhindert werden, solange es gelingt, den Prozess wieder zu stoppen - und der Reaktorbehälter dicht bleibt.
14.32 Uhr: Die Explosion in der japanischen Atomanlage Fukushima-Daiichi ist offenbar nicht von dem Atomreaktor selbst, sondern von einem Pumpsystem zur Kühlung der Brennstäbe ausgelöst worden. Das berichtete der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf Regierungssprecher Yukio Edano am Samstag auf seiner Internetseite. Demnach sei während des Kühlprozesses Wasserdampf entstanden, der die Explosion letztlich auslöste.
13.31 Uhr: Nach Angaben der japanischen Regierung ist keine erhöhte Strahlung im Umfeld des Reaktorgebäudes nachweisbar. Das Stahlgehäuse, das den Reaktor schütze, sei beim Einsturz der umgebenden Wände nicht beschädigt worden, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Samstag. Der nach dem Ausfall des Kühlsystems zuletzt stark angestiegene Druck im Reaktor nehme zudem wieder ab. Es herrscht Unklarheit darüber, ob die Kernschmelze eingetroffen ist.
12.55 Uhr: Das für die Atomanlage verantwortliche Unternehmen Tokyo Power Electric Co. teilte mit, vier Arbeiter hätten Knochenbrüche und Prellungen erlitten und würden im Krankenhaus behandelt.
12.50 Uhr: Die Tagesschau meldet, die japanischen Behörden hätten offiziell die Kernschmelze im Akw Fukushima bestätigt. Das war von ARD-Korrespondent Hetkämper zu erfahren.
Zuvor zeigte das japanische Fernsehen Bilder mit weißem Rauch über der Anlage, die im Nordosten Japans liegt. Auch ein Sprecher der Regierung bestätigte, dass sich nach schweren Erschütterungen über dem AKW starke Rauchwolken gebildet. Die Nuklearanlage steht den Angaben zufolge möglicherweise kurz vor kurz Kernschmelze. Wenn bei einem Atomkraftwerk die Kühlung versagt und sämtliche Sicherheitsvorkehrungen ausfallen, erhitzen sich die Brennstäbe im Reaktorkern. Im schlimmsten Fall schmelzen zunächst die Metallhülsen der Brennstäbe, später auch der Uran- oder Plutoniumbrennstoff selbst. Die Kettenreaktion erfolgt dann "unkontrolliert".
12.47 Uhr: Kabinett-Chef Yukio Edano erklärt, es habe eine Explosion in der Anlage gegeben, nicht aber in der Reaktorhülle. Dabei sei Radioaktivität freigesetzt worden, deren Menge aber zurückgegangen sei und auf niedrigem Niveau liege.
Als bekanntestes Ereignis mit einer Kernschmelze gilt der Reaktorunfall im Block 4 des Kraftwerks von Tschernobyl am 26. April 1986. Nach einer Explosion im Reaktorkern wurde eine große Menge radioaktiver Stoffe freigesetzt. Die radioaktive Wolke verbreitete sich damals über weite Teile Europas.
Zunächst stellte sich die Lage unübersichtlich dar
8.59 Uhr: Im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi hat sich nach einer Meldung der Agentur Jiji eine Explosion ereignet. Detonationsgeräusche seien gegen 7.30 Uhr MEZ zu hören gewesen Es habe offenbar mehrere Verletzte gegeben, meldet Reuters.
9.01 Uhr: AFP meldet die Explosion. Im Fernsehen übertragenen Bildern zufolge war eine weiße Rauchwolke über dem Werk zu sehen, das von dem schweren Erdbeben beschädigt worden war. Den Berichten zufolge war der Grad der in der Anlage gemessenen Radioaktivität zudem 20 Mal so hoch wie normal.
9.04 Uhr: Die japanische Atomenergiebehörde erklärte zu den Berichten über eine Explosion, diese habe sich nicht im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ereignet.
9.20 Uhr: Bei der Explosion ist nach einem Bericht des Fernsehsenders NHK offenbar die Außenhülle des Reaktor abgesprengt worden.
9.21 Uhr: Regierungssprecher bestätigt Erschütterungen und Rauchwolken über AKW.
10.06 Uhr: Kabinetts-Chef Yukio Edano bestätigt das Entweichen von Radioaktivität aus dem AKW Fukushima 1.
Kernschmelze befürchtet
Zuvor hatte meldete ein Vertreter der Atomaufsichtsbehörde, in diesem AKW könnte es nach Angaben eines Vertreters der Atomaufsichtsbehörde zu einer Kernschmelze gekommen sein. Ryohei Shiomi teilte am Samstag mit, Behörden stellten derzeit entsprechende Untersuchungen an. Selbst wenn es zu einer Kernschmelze gekommen sei, gehe für Menschen außerhalb eines Radius von 10 Kilometern keine Gefahr aus, erklärte Shiomi. So seien die meisten der 51.000 Einwohner im besagten Umkreis evakuiert worden.
Japan hatte am Samstag für den AKW Fukushima 1 den atomaren Notstand ausgerufen, nachdem dort das Kühlsystem ausgefallen war. Damit gilt nun für insgesamt fünf Reaktoren in zwei Atomkraftwerken der Notstand. Betroffen sind zwei Reaktoren im AKW Fukushima 1 und drei im nahe gelegenen AKW Fukushima 2. Alle fünf Reaktoren wurden nach dem schweren Erdbeben vom Freitag abgeschaltet.
Nachdem es zunächst geheißen hatte, nur einer der beiden Reaktoren von Fukushima 1 habe wegen eines Stromausfalls Probleme mit der Kühlung, hieß es nun am Samstag, es seien beide Reaktoren betroffen.
Radioaktivität gestiegen
Im Umkreis von Fukushima 1 ist die Radioaktivität gestiegen. Im Innern habe sie das Tausendfache des Normalwerts erreicht, teilten die Behörden am Samstag mit. Die Evakuierungszone werde ausgeweitet. Zuvor hatte die Regierung angeordnet, rund 3.000 Anwohner in Sicherheit zu bringen. Sie sollten mindestens drei Kilometer Abstand von der Anlage halten und sich innerhalb von Gebäuden aufhalten.
Um den gestiegenen Druck in einem der betroffenen Reaktoren zu reduzieren, wollen die Behörden dort etwas radioaktiven Dampf ablassen. Die Atomsicherheitsbehörde erklärte, der Druck sei auf das Anderthalbfache des Normalwerts angestiegen. Die im Wasserdampf enthaltene Radioaktivität werde aber die Umwelt oder die menschliche Gesundheit nicht beeinträchtigen.
Kabinettssekretär Yukio Edano erklärte, die freigesetzte Menge an Radioaktivität sei „sehr gering“. Weil bereits Evakuierungen angeordnet seien und der Wind Richtung Meer wehe, „können wir Sicherheit garantieren“, sagte Edano auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Die Ingenieure täten ihr Möglichstes, um das Kühlsystem des etwa 270 Kilometer nordöstlich von Tokio gelegenen Atomkraftwerks wieder in Betrieb zu setzen, teilte die Atomaufsichtsbehörde mit. Insgesamt wurden wegen des Bebens zehn Reaktoren abgeschaltet. (dapd)