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Unvorstellbare Wassermengen sind bei einem Tsunami in Bewegung – mit verheerenden Kräften. Ein Experte vom Deutschen Geoforschungszentrum erklärt, wie die Riesenwellen entstehen - und wie man sie vorhersagt.

Tsunami-Strömungen in der Nähe des Hafens von Oarai. Foto: AP Photo/Kyodo News
Tsunami-Strömungen in der Nähe des Hafens von Oarai. Foto: AP Photo/Kyodo News © AP

Diese Kräfte sind unvorstellbar: Der Tsunami, den das katastrophale Erdbeben vor Japans Küste am Freitag ausgelöst hat, hat verheerende Schäden angerichtet. Entstanden ist er, weil das Beben den Meeresgrund aufgebrochen hat und das mehrere Kilometer tiefe Wasser darüber innerhalb von Sekunden meterweit in die Höhe geschoben hat.

Auf dem offenen Meer, sagt Daniel Acksel vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ), sei eine solche Welle kaum wahrzunehmen. Wenn sie allerdings in flacheren Gewässern und an der Küste auf Widerstand trifft, türmt sie sich meterhoch auf - und reißt alles mit. Geograf Acksel ist Projektmanager für den Aufbau des Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean, mit dem nach der Tsunami-Katastrophe 2004 begonnen wurde. Die große Herausforderung eines solchen Systems, wenn es um Beben direkt vor der Küste geht: „Man muss unglaublich schnell sein.“

Die erste Welle muss nicht die höchste sein

Tsunami ist ein japanisches Wort: „tsu“ bedeutet Hafen, „nami“ Welle - weil die Wellen in Häfen und Buchten besonders stark und verheerend werden. Ein Tsunami ist eine Serie von langen Meereswellen. Jede einzelne kann fünf bis 15 Minuten dauern und große Küstengebiete fluten. Genau können die Wellenhöhen nicht vorhergesagt werden, und die erste Welle der Serie muss nicht die höchste sein. Bei Inseln ist nicht mal die dem Beben abgewandte Seite sicher - die Wellen können die Landmasse umfangen.

Es gibt verschiedene Methoden, Tsunamis vorherzusagen. Je nachdem, wie weit die sogenannte Subduktionszone von der Küste entfernt liegt - der Bereich, in dem sich die die Erde ummantelnden Platten gegeneinander verschieben - werden verschiedene Kombinationen genutzt, um möglichst schnell und möglichst genau zu sein. Die in Japan wichtigste waren die Seismometer-Stationen an Land: Sie messen, wo die Erde gebebt hat, wie stark und wie tief. Auf dieser Grundlage wird errechnet, wann ein Tsunami wo auf Land treffen wird.

Das Beben vor Indonesien 2004 war noch rund zehn Mal stärker

Damit ein Tsunami entsteht, muss das Beben bis zur Meeresboden reichen. Acksel: „Ganz salopp gesagt: Der Meeresgrund bricht.“ Erst durch das Anheben und Absenken des Bodens entstehen die Wasserbewegungen mit ihren verheerenden Kräften, die sich sich mit etwa einen Kilometer pro Sekunde rasend schnell ausbreiten.

Das Beben in Japan sei mit 8,9 auf der Richterskala „gigantisch stark“ gewesen, sagt Acksel; das vor Sumatra, dass den katastrophalen Tsunami 2004 auslöste, sei mit seinen 9,2 allerdings noch etwa zehn Mal stärker gewesen.