Essen.. Die Lokführergewerkschaft lässt ihrer Ankündigung von einem harten Arbeitskampf Taten folgen. Die GDL bestreikt nicht nur seit Mittwochabend, 20 Uhr, den Güterverkehr. Auch der Personenverkehr wird heute seit 4 Uhr Früh bis 10 Uhr bestreikt.
Nach dem deutlichen Votum in der Urabstimmung schlagen die Lokführer jetzt mit voller Wucht zu. Die Lokführergewerkschaft (GDL) bestreikt seit Mittwochabend, 20 Uhr den Güterverkehr, seit vier Uhr heute Früh auch den Personenverkehr. Beide Streiks sollen um zehn Uhr am Vormittag beendet werden.
Von 4 Uhr an hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihre Mitglieder zum Ausstand im gesamten Personenverkehr aufgerufen. Der frühe Zeitpunkt des Bahnstreiks dürfte dafür sorgen, dass zahlreiche Züge die Depots gar nicht erst verlassen können. Die Streikaktion, von der die ICE-Züge genauso wie S-Bahnen betroffen sind, soll um 10 Uhr beendet sein; die Nachwirkungen werden jedoch insbesondere im Fernverkehr aber bis in die Abendstunden zu spüren sein.
Die Deutsche Bahn zeigt sich wenig vorbereitet auf die erneuten Ausstände. So lange unklar sei, wo die Schwerpunkte der Streiks lägen, sei das Unternehmen machtlos, sagte eine Bahnsprecherin in Berlin und fügte hinzu: "Wir können nur so viele Kapazitäten wie möglich vorhalten und dann mit unseren Kunden kommunizieren:" Die Einschränkungen im Bahnverkehr hingen ganz von den Aktionen der Lokführergewerkschaft ab.
Unbefristete Streiks
Nach Gewerkschaftsangaben werden die Städte Düsseldorf, Essen, Dortmund und Köln in Nordrhein-Westfalen die Schwerpunkte der Arbeitsniederlegungen sein. Einmal mehr sind somit erhebliche Störungen im S-Bahnverkehr zu erwarten. Es handelt sich um die erste große Aktion der GDL seit Auszählung der Urabstimmung, in der mehr als 90 Prozent der Mitglieder für unbefristete Streiks votiert hatten.
"Der Schwerpunkt der Streiks wird in den neuen Bundesländern liegen", sagte der stellvertretende Vorsitzende der GDL, Norbert Quitter der Nachrichtenagentur dapd in Frankfurt. Die Auswirkungen auf die Logistik- und Lieferketten dürften aber im gesamten Bundesgebiet zu spüren sein.
Ein weiteres Zentrum des Arbeitskampfes ist Europas größter Güterbahnhof in Maschen bei Hamburg. "Beginnend mit 20.00 Uhr werden eine Menge Züge auf den Gleisen in Maschen stehen bleiben", sagte Lutz Schreiber, GDL-Bezirksvorsitzender für Norddeutschland in Hamburg. Streikposten sollen die ganze Nacht auf dem Rangierbahnhof südlich von Hamburg Wache halten. Wie viele Güterzüge in der Nacht streikbedingt stehen bleiben werden, sagte Schreiber nicht. Auch werde der Verkehr nicht ganz zum Erliegen kommen, da vier private Güterzugunternehmen nicht bestreikt würden. Mit ihnen gehen die Verhandlungen für einen neuen Lokführertarifvertrag am Donnerstag in eine neue Runde.
Angesichts der aktuellen Behinderungen des Güterverkehrs warnt der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen vor Milliardeneinbußen für die Wirtschaft. Jeder Streiktag koste an die 100 Millionen Euro, sagte dessen Präsident Anton Börner. Die Bahn will mit zusätzlichem Servicepersonal die Auswirkungen des Streiks mindern. Zudem hat der Konzern für Reisende eine kostenfreie Hotline geschaltet: 08000-99 66 33.
Bahn reagiert mit scharfer Kritik
Mit den bundesweiten Streiks übermittle die GDL erneut das deutliche Signal an die Arbeitgeber, "endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen", erklärte Weselsky. Das letzte Angebot der Deutschen Bahn habe für einen berufserfahrenen Lokführer ein Entgelt von 100 Euro unter den bestehenden Tarifverträgen vorgesehen. "Das ist mit uns nicht zu machen."
Die Bahn reagierte mit scharfer Kritik auf die Streikankündigung. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber bezeichnete es als "absurd", dass die GDL den Güterverkehr der Bahn bestreike, um Druck auf die Wettbewerber im Personenverkehr auszuüben. "Das versteht kein Mensch mehr." Er forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die für den Güterverkehr zuständige Bahn-Tochter DB Schenker kündigte an, zusätzliche Mitarbeiter für die Information ihrer etwa 5000 Kunden einzusetzen. Verspätungen und Zugausfälle seien möglich, zu Stillständen werde es aber nicht kommen, teilte das Unternehmen mit. (Mit Material von afp und dapd)