Norbert Röttgen ist unbestreitbar ein kluger Kopf. Er kokettiert gerne mit seinem Intellekt. Wahlen kann man damit nicht gewinnen. Wahlsieger werden Politiker, die die Herzen der Bürger erobern, die einen Draht zum Wahlvolk und seinen Problemen haben. Norbert Röttgen hat diesen Draht offenbar nicht. Der Bundesumweltminister hat völlig unterschätzt, welche Brisanz in der Einführung des Biosprits E10 steckt und wie zornig Bürger werden, die sich von der Politik nicht ernst genommen fühlen. Er hätte es ahnen können. Die Probleme - Unverträglichkeit für viele Motoren, die ethisch problematische Konkurrenz von Tank und Teller, die schlechte Klimabilanz – waren hinlänglich bekannt. Röttgens Amtsvorgänger Sigmar Gabriel (SPD) stoppte die E10-Einführung deshalb 2008. Gabriel ist ein Bauchmensch.

Der Kopfmensch Norbert Röttgen ist aber nicht nur Bundesumweltminister, sondern auch Landesvorsitzender der nordrhein-westfälischen CDU. Eben jener CDU, die mit ihrer angedrohten Verfassungsklage gegen den rot-grünen Haushalt eine Entwicklung angestoßen hat, die nach jetziger Schau zu Neuwahlen noch im Sommer oder Herbst führen wird. Die Christdemokraten müssten mit einem Spitzenkandidaten ins Rennen gehen, der ziemlich ramponiert ist.

Es ist ja nicht das erste Mal, dass Röttgen als Umweltminister keine gute Figur macht. Bei der Verlängerung der Atomlaufzeiten musste er klein beigeben, sich der Kabinettsräson und den Wünschen der Atomindustrie beugen. Der politische Gegner wird das für den Wähler so verkaufen: Der Mann kann sich nicht durchsetzen.

Weitaus mehr Potenzial, den schwarzen Wahlkampfmotor ernsthaft zu beschädigen, noch bevor er wirklich angeworfen wurde, hat aber das Biosprit-Desaster. Norbert Röttgen hat kein Gespür dafür, was die Menschen bewegt, wird die Konkurrenz unken. Schlimmeres kann man eigentlich nicht über jemanden sagen, der Landesvater werden will.