Essen. . „Smart Eyes“-System analysiert Szenen in Echtzeit. Vor allem auffällige Bewegungen werden und die Verursacher identifiziert. Die neue Überwachungs-Anlage wird im Düsseldorfer Stadion getestet. NRW-Firmen sind an seiner Entwicklung beteiligt.

Als kürzlich mehr als 22.000 Zuschauer in der Düsseldorfer Esprit-Arena dem Spiel Fortuna Düsseldorf - VfL Osnabrück folgten, dürften viele von ihnen nicht gewusst haben, dass sie von einem automatischen Kamera-Erkennungssystem beobachtet werden. Die Betreiberin der Arena, die DüsseldorfCongress Veranstaltungsgesellschaft, testete in einem zuvor nicht bekannt gemachten Testlauf zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) ein neues Kamerasystem mit dem Namen Smart Eyes.

Die meisten Fußballstadien werden heutzutage bereits videoüberwacht – neu an dem System Smart Eyes ist jedoch, dass es auch den Inhalt von Kamerabildern auswertet. Das lernfähige System analysiert in Echtzeit Videodaten aus speziellen Überwachungskameras und kann nach Angaben des FIT „auf Details zoomen“ und sowohl Objekte als auch „passive Zuschauer von aufspringenden Fans“ unterscheiden. Smart Eyes soll „Auffälliges sofort entdecken und ungewöhnliche Vorkommnisse identifizieren“. Auf lange Sicht werde das System „das Verhalten von Sportfans in Menschenmengen in Fußballarenen beobachten“, auf kurze Sicht „das Verhalten von kleinen Personengruppen und einzelnen Individuen“, so Projektangaben. Auch Verstöße im Straßenverkehr könnten später mit dem System festgestellt werden.

Testlauf für ein ganzes System neuer Überwachungstechnologien

Der Testlauf war der erste in einer Reihe von geplanten Feldversuchen. Die Entwicklung von Smart Eyes erfolgt im Rahmen des EU-Projektes Searise, bei dem der Fraunhofer-Gesellschaft die Rolle der Koordination zufällt. Ein weiterer Partner des Projekts Searise ist die Firma TrackMen Limited mit Büro in Leichlingen im Bergisch-Rheinischen Kreis. Das Unternehmen hat bereits mit der Vorgängerin der Esprit-Arena, der LTU-Arena, eine Kooperation geschlossen, die die „Errichtung visueller Systeme für die Aufnahme von Sportevents“ beinhaltet. „Diese Expertise wird vom Projektkonsortium genutzt werden, um Feldversuche des Smart-Eyes-Systems durchzuführen“, so Angaben des Projekts Searise.

Die Bundesregierung fördert derzeit mit rund 12,1 Millionen Euro insgesamt sechs verschiedene Projekte im Bereich der Videoerkennung. Das Projekt „CamInSens“ wird dabei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit aktuell 2,6 Millionen unterstützt. Bei dem Projekt soll ein Videosystem entwickelt werden, das nach Angaben des beteiligten Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssystem „untypisches bzw. auffälliges Verhalten“ erkennen und Personen „detektieren“ und „verfolgen“ kann.

Das Projekt „APFEL“ will ein Videoauswertungssystem entwickeln, „mit dem auffällig erscheinende Personen von einem Operator markiert werden können, um sie dann leichter über mehrere Kameras hinweg im Flughafen verfolgen zu können“, so das BMBF. Mittels Abgleich mit typischen Bewegungsmustern sollen so Prognosen für den weiteren Weg einer Person erstellt werden. An dem Projekt ist die Bochumer Firma L 1 Identity Solutions beteiligt. Der US-Mutterkonzern des Unternehmens entwickelt Biometrie-Identifikationssysteme unter anderem für das US-Militär und europäische Verteidigungsministerien und beschäftigt in seiner Nachrichtendienstsparte auch ehemalige Mitarbeiter von CIA und Secret Service.