Mord und Totschlag sind in Deutschland kein Massendelikt. Sie kommen selten vor. Täter sind oft Angehörige. Kriminalisten reden von Beziehungstaten.

Beruhigt das? Eher ängstigt es. Denn mit der alternden Gesellschaft entstehen mit dem Verhältnis von Pflegenden zu Pflegebedürftigen völlig neue Formen sehr persönlicher Beziehungen. Dabei treten Stress, Ängste, Überlastungen und Spannungen unvermeidlich auf. Wer demente Angehörige betreuen muss, weiß das.

Die Pflege, liebevoll in der Überzahl der Fälle und eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zu­kunft, kann so auch zu ei­nem Kriminalitätsrisiko werden – zumindest zu einem Feld, auf dem viele, auch tödliche, Fehler gemacht und kaschiert werden können. Hochbetagte sind nicht weniger verletzlich als Kinder. Es ist nicht absurd, wenn Pa­tientenschützer und Polizeiexperten genaues Hinschauen fordern, wenn der Totenschein ausgestellt wird.

So bald wird freilich nichts aus dem perfekten Kontrollsystem. Es ist teuer. Heute schon fehlt das Geld für Pathologen und Gerichtsmediziner. In einer Zeit, in der Menschen immer öfter in sehr hohem Alter und nach intensiver Pflegezeit sterben, wird die Kontrolle zunächst unbezahlbar sein. Vorbeugung – ihr Kern muss die gute Ausbildung psychisch stabiler Pflegender sein – ist die preiswertere Variante.