Berlin. . Karl-Theodor zu Guttenberg hat ein Kommunikationsproblem. Über seine Doktorarbeit will er nur noch mit der Universität sprechen, seine Entschuldigung erklärte er nur wenigen, ausgesuchten Journalisten. Rücktritt ist für ihn allerdings kein Thema.

Entschlossenen Schrittes steuert er das Mikrofon an. Die Kamera läuft, wenige ausgesuchte Journalisten sind im Ministerium zur Stelle, als Karl-Theodor zu Guttenberg zu einer Entschuldigung an­setzt.

Seine Dissertation enthalte „fraglos Fehler“, über die er selbst „am unglücklichsten“ sei. Vorerst verzichtet Guttenberg auf den Doktortitel, nicht auf sein Amt, und jede weitere Kommunikation mag der CSU-Politiker „ausschließlich mit der Universität Bayreuth“ führen. Guttenberg will sich auf das Verteidigungsministerium konzentrieren. Fragen lässt er nicht zu, und kaum hat er die Erklärung vorgetragen, macht der Mann auf dem Ab­satz kehrt. Er wirkt reumütig, (an)gefasst, auch emotional. Er hat den Ernst der Lage erkannt und ist aber zum Kämpfen entschlossen.

Aufatmen bei der Union: Sie kommt übers Wochenende. Ihr Vorzeigeminister bleibt im Amt. Er kämpft um seinen Doktortitel und Kabinettsrang. Guttenberg legt Wert darauf, dass es zur Stellungnahme „keiner Aufforderung“ be­durfte. Es tut ihm weh, dass bekannt wurde, dass er am Vorabend zum Rapport ins Kanzleramt bestellt wurde. An­gela Merkel stützt ihn, er­wartet aber klärende Worte. Im Kanzleramt wird genau beobachtet, wie dem impulsiven Minister aber just die Kommunikation, bisher eine Stärke, jäh missriet. Die Journalisten sind sauer und re­agierten mit einer Protestnote, weil er seine Erklärung nur vor ausgesuchten Kollegen gab.

In mühevollster Kleinarbeit

Ihnen erklärt er seine Sicht der Dinge. Die Dissertation sei neben der Abgeordnetenarbeit „als junger Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden“. Er habe zu keinem Zeitpunkt „bewusst ge­täuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich ge­macht.“ Der Franke will nach eigenen Aussagen aktiv mithelfen, festzustellen, inwiefern darin ein wissenschaftliches Fehlverhalten liegen könnte.

Sollte sich jemand durch unkorrektes Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, „so tut mir das aufrichtig leid“, versichert er.

In Merkels Umfeld wurde seine Erklärung dankbar re­gistriert. Die Frage ist nun, ob noch mehr rauskommt, weitere Vorwürfe; wie die Universität Bayreuth mit ihm um­geht. Die ganze Union schaut mit Bangen dem Wochenende entgegen. Wenn es gut geht, lenken die Wahl in Hamburg und der Streit um Hartz IV von Guttenberg ab. Wenn nicht?

Merkel will ihn nicht beschädigen

Die CSU ist in größter Verlegenheit. Guttenberg ist ihr Hoffnungsträger. Nicht we­nige sahen ihn bereits an der Spitze der Partei und des Freistaates. Nun kann sich CSU-Chef Horst Seehofer zurücklehnen. Er wird gebraucht.

Die Kanzlerin wird sich nicht zuletzt anschauen, wie die Wähler reagieren. Sehen sie Guttenberg „Schummel-Gate“ nach oder nicht? Ein Rücktritt würde wohl eine Ka­binettsumbildung erzwingen. Und urwüchsig strebt nur ein Christdemokrat ins Amt, In­nenminister Thomas de Maiziere, als Sohn eines Generalinspekteurs quasi in die Bundeswehr hineingeboren. Guttenberg ist nicht der erste Mi­nister, der zuletzt die Richtlinienkompetenz Merkels zu spüren bekam. Doch Merkel hat kein Interesse, ihn zu beschädigen. Ein Rücktritt würde die Union im Wahljahr 2011 zurückwerfen.