Soest.. Eine Stadt steht auf gegen Rechts: Über 1000 Soester Bürger haben am Samstag gegen einen Aufmarsch von Neonazis in ihrer Stadt demonstriert. Anlass war der Tod eines Jugendlichen nach einer Vorabi-Party.

Vor zwei Wochen ist in Soest der 20-jährige Tim K. aus der Gemeinde Möhnesee bei einer Vorabi-Party niedergestochen worden und kurze Zeit später seinen Verletzungen erlegen. Bereits wenige Stunden nach der Tat hat die Polizei einen dringend der Tat verdächtigen 17-Jährigen festgenommen. Da der Verdächtige aus einer türkischen Familie stammt, hatten verschiedene Gruppierungen, die eindeutig der rechten Szene zugeordnet werden können, zu einer Demonstration nach Soest eingeladen: „Tim K. – Opfer Eurer Toleranz“.

Als um kurz vor 15 Uhr die Glocken der Soester Kirchen machtvoll läuteten, war dies gleichzeitig das Ende eines überaus bunten und multikulturellen Protestes, mit dem die Stadt Soest eindrucksvoll gezeigt hat, dass braunes Gedankengut in dieser Stadt keinen Platz hat. Zu den Teilnehmern gehörte auch Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg.

„Wir wollen Euch hier nicht sehen“

„Deshalb rufen wir den rechten Trittbrettfahrern und braunen Ideologen entgegen: Wir wollen Euch hier nicht sehen“, hatte Bürgermeister Dr. Eckhard Rüthemeyer beim Auftakt an der Stadthalle verkündet.

Schülersprecherin Juliane Nübel vom Aldegrever-Gymnasium formulierte stellvertretend für die vielen jungen Teilnehmer: „Ich bin fassungslos, dass das Gedankengut der Verbrechen und der Verbrecher von damals in meine Stadt getragen wird. Deutschland ohne Ausländer – das ist wie ein Klavier ohne schwarze Tasten.“

Rund 100 Rechte versammeln sich in der Stadt

Zur gleichen Zeit hatten sich etwa einhundert Rechtsradikale – vorwiegend aus dem Ruhrgebiet und dem Münsterland - am Bahnhof eingefunden, wo sie von einem starken Polizeiaufgebot empfangen wurden. Auf dem Potsdamer Platz, unweit des Tatortes vom 29. Januar, formierten sie sich wenig später zu einer Kundgebung. Während sie ihre dumpfen Parolen über Megaphon verbreiteten, wurden sie mit Trillerpfeifen und lauten Schmährufen immer wieder gestört.

Zuvor war es zu einer kurzen Konfrontation gekommen, als Mitglieder der Antifaschistischen Bewegung Soest (Anti-Fa) kurzfristig eine Straße blockiert hatten. Die Polizei konnte den Konflikt relativ rasch beenden und so eine Eskalation verhindern.

Von der Stadthalle aus zog unterdessen der Zug der Gegendemonstranten, der unter dem Motto stand „Soest – für ein friedliches Miteinander“, in die Innenstadt, wo auf dem Marktplatz die Abschlusskundgebung, stattfand. Dr. Ruthemeyer: „Toleranz und Gewaltfreiheit sind Grundlagen unserer Überzeugung für ein friedliches Miteinander der Menschen in Soest. Diese Überzeugung ist auch durch eine furchtbare Bluttat, die hier passiert ist, und die uns alle betroffen macht, nicht zu erschüttern.“