Frankfurt. . It-Girl Paris Hilton ist die wohl meistfotografierte Blondine der Welt. Sie ist berühmt fürs Berühmtsein. Und sie vertreibt ein Getränk. Dafür ist sie zurzeit zu Gast in Deutschland.

In der gewaltigen schwarzen Lackhandtasche fänden drei oder vier ihrer zittrigen Hündchen Platz. Tinkerbell allerdings, das mal für alle Tierfreunde vorweg, ist da­heim in Los Angeles geblieben, während Frauchen zwei Tage lang in Deutschland friert. Paris Hilton in Frankfurt und Stuttgart, und wer das Gedränge, Geschubse, Ge­wür­­ge von 60, 70 Fotografen und Kameramännern vor der Börse er­lebt, der ahnt, welch epochales Ereignis das sein muss. Ein Königreich für ein Foto. Von der meistfotografierten Blondine der Welt. Berühmt fürs Berühmtsein.

Vielleicht empfindet man es in Frankfurt aber auch nur als Sensation, dass die Multimillionärin mit den gewöhnungsbedürftigen Manieren überhaupt mal erschienen ist. Vor zwei Jahren ließ sie einen Frankfurter Nachtclubbesitzer hängen, der schon fröhlich mit ihrem Auftritt geprahlt hatte.

Wo bleibt Paris?

Diesmal geht’s ums Geschäft. Die 29-Jährige mit dem Schmollmündchen hat sich mit einem Rinnsal aus Skandälchen und Larifarigeschichten zur millionenschweren Marke entwickelt und längst die Beachtungsschwelle überschritten, an der man fragt: Wieso kenne ich die? Sie wirbt ihrem Stil getreu - für einen Dosendrink, der gerne Prosecco heißen will, aber nicht darf, weil der Italiener da keinen Spaß versteht. Günter Aloys aus Ischgl, ein entschlossener Mann um die 60, mit Falkennase und silbernem, schulterlangem Haar, will dennoch nichts weniger als die westliche Welt in seiner Brause ertränken.

Der Start für diese Revolution ist nicht ganz einfach, denn kein Mensch interessiert sich an diesem Mittag im Börsenraum „Xetra“ für langatmige Begrüßungen und Geschichten über sprudelnde Erfrischungen. Sein Mar­ke­ting­chef, dem auch nur die Angestellten aufmerksam zuhören, schließt mit der Prognose: „Wir werden weitermachen wie in Zukunft.“ Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Nur: Wo bleibt Paris?

Private Fragen sind tabu

„Das Jahr wird hemmungslos“, dröhnt die „Pressemitteilung“ des Getränkefabrikanten. Sein Star hat den Spruch schon vor Ewigkeiten begriffen und kommt deshalb erstmal zweieinhalb Stunden zu spät. Die bestellte, zehn Meter lange Limousine auf dem Börsenplatz wird gar nicht benötigt, Frau Hilton lässt sich mit einer schwarzen Porscheflotte vorfahren. Die beiden Sicherheitsmänner, hinter denen auch fünf Paris Hiltons Platz fänden, schieben den Weg frei, damit das gelockte Fräulein im schwarzen Faltenröckchen überhaupt aussteigen kann. Und mit den denkbar höchsten Absätzen den Börsengang an­tritt.

Allzu private Fragen sind tabu, hat das gestrenge Ma­nagement bereits angeordnet, nun gut, mit der Information, dass ihr von den sieben Ge­schmacksrichtungen die in der rosafarbenen Dose am liebsten ist, lässt sich sicher noch etwas anfangen. Und dass sie Germany liebt und ja, eigentlich überhaupt alle, ist doch auch was. Ihr Stimme klingt ein bisschen so, als spielte man eine 33er-Platte auf 45 ab. Und damit ja niemand irgendein Foto druckt, das sie nicht in Pose zeigt, verwandelt sich der Bodyguard in Batman und breitet seinen schwarzen Mantel vor ihr aus, wenn das Näschen geputzt wird.

„Ich mach’n Foto für meine Enkelin“

Im Kaufhof warten sie derweil am frühen Abend auf Paris Hilton, um, ja um was eigentlich? „Ich kenn’ die nur aus der Gala, und wenn die schon in Frankfurt ist, will ich die auch mal sehen“, sagt eine Frau, die vor geraumer Zeit ihren 60. Geburtstag gefeiert hat. „Ich mach’n Foto für meine Enkelin“, verteidigt sich ihre Freundin und hält eine Digitalkamera hoch.

Die Johanniter sind auf Ohnmachten eingestellt, 150 Menschen stehen da vor einer Absperrung, die hämmernde Musik gibt ihnen seit zwei Stunden das Gefühl, das gleich was passiert. Der Einpeitscher übt vorsichtshalber noch ein paarmal das Kreischen mit der Menge ein. Und immerhin entlockt er Miss Hilton in der knappen Viertelstunde ihrer Anwesenheit noch, dass sie gerne Lasagne kocht und Schlittschuh läuft. Nur als der junge Mann von ihr wissen will, wie denn „ein normaler Paris-Hilton-Tag“ aussieht, weist sie ihn höflich zurecht, ohne ihr eingefrorenes Lächeln aufzutauen: „Bei mir gibt es keine normalen Tage. Sie sind alle aufregend.“

Natürlich.

Paris gibt Gas

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