Düsseldorf/Berlin. . Die NRW-Regierung beurteilt die Pläne der Bahn kritisch, in Nahverkehrszügen künftig eine Sitzplatzreservierung möglich zu machen. Auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) reagiert auf die Pläne wenig euphorisch.

"Wir lehnen das so lange ab, wie die Bahn nicht mehr Sitzplatzkapazitäten in den Zügen des Regionalverkehrs schafft", sagte der parlamentarische Staatssekretär im NRW- Verkehrsministerium, Horst Becker, der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung". Wenn nicht mehr Platz in den Zügen geschaffen werde, führe die Reservierungsmöglichkeit nämlich nicht zu einer Qualitätssteigerung, sondern lediglich zu Mehreinnahmen der Bahn.
Die Bahn hatte zuvor bestätigt, im Rahmen einer Qualitätsoffensive auf ausgewählten Strecken auch im Nahverkehr Sitzplatzreservierungen möglich zu machen. Auch beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) stoßen die Überlegungen auf wenig Interesse. In Ballungsgebieten werde eine Sitzplatzreservierung kaum positive Effekte haben, sagte eine Sprecherin.

Die Deutsche Bahn hatte angekündigt, den Service im Personennahverkehr deutlich auszubauen. Es werde derzeit „ein Bündel an Maßnahmen geprüft“, sagte eine Bahnsprecherin. So soll in Pilotprojekten auf einzelnen Strecken eine Sitzplatzreservierung eingeführt werden.

Es stehe allerdings noch nicht fest, welche Strecken das sein werden und welche Kosten bei der Reservierung entstehen. Die Sprecherin geht davon aus, dass spätestens Ende März konkretere Pläne vorliegen werden.

Den Angaben zufolge können die Lösungen regional sehr unterschiedlich aussehen. Das liege daran, dass die Verkehrsverträge mit den Ländern jeweils anders ausgestaltet seien. Zudem müssten Faktoren wie die Beschaffenheit der Fahrzeuge oder das Fahrgastaufkommen geprüft werden. Gewünscht werde der Service vor allem von regelmäßigen Fahrern, also Pendlern. Ganz neu sei ein solches Angebot aber nicht. Im Hanse-Express zwischen Rostock und Hamburg würden Sitzplatzreservierungen schon länger angeboten. Auch in Bayern sei dies auf einzelnen Strecken bereits möglich.

Snack-Automaten in Zügen

Für die Nahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) ist die neue Sitzplatzreservierung offenbar ein hochinteressantes Thema. Derzeit werde überlegt, den neuen Service in die aktuellen Ausschreibungen für zwei Eisenbahn-Netze aufzunehmen, sagte LNVG-Sprecher Rainer Peters dem Bielefelder „Westfalen-Blatt“.

Zudem prüfe die Bahn die Ausweitung von Catering-Services in Regionalzügen, sagte die Sprecherin weiter. In welcher Form dies geschehen wird, sei auch unklar. Denkbar seien beispielsweise Snack-Automaten in den Zügen oder mobile Verkäufer. Auch über Kinderspielecken oder Familienbereiche in den Zügen werde nachgedacht. Die geplanten Maßnahmen hätten sich aus umfangreichen Kundenbefragungen ergeben. (mit dapd)