Frankfurt. .

In deutschen Konzernen haben auch im vergangenen Jahr kaum Frauen in den Führungsetagen gearbeitet. Der Frauenanteil in den Vorständen der Top-200-Unternehmen außerhalb der Finanzbranche lag 2010 bei 3,2 Prozent.

In deutschen Konzernen haben auch im vergangenen Jahr kaum Frauen in den Führungsetagen gearbeitet. Der Frauenanteil in den Vorständen der Top-200-Unternehmen außerhalb der Finanzbranche lag 2010 bei 3,2 Prozent, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag in Berlin mitteilte. Im internationalen Vergleich liege die Bundesrepublik damit gemeinsam mit Indien auf dem letzten Platz.

Unter den insgesamt 906 Vorstandsmitgliedern der 200 größten deutschen Betriebe befanden sich nach Angaben des jährlichen Managerinnen-Barometers des DIW 29 Frauen. Damit habe sich die Quote im Vergleich zu 2008 und 2009 nur um 0,7 Prozentpunkte erhöht. „Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass freiwillige Selbstverpflichtungen wie bisher nicht reichen“, erklärte DIW-Expertin Elke Holst. Derlei freiwillige Vereinbarungen gibt es demnach seit 2001. Den Chefposten hatten Frauen der Studie zufolge nur in zwei Konzernen inne: bei Ikea Deutschland und bei Sandoz International.

479 Männern elf Frauen

Noch weniger Geschlechtsgenossinnen fanden die weiblichen Vorstandsmitglieder den Statistikern zufolge in den 100 größten Wirtschaftskonzernen und den 30 Dax-Unternehmen. Die Chefposten hatten demnach ausschließlich Männer inne. Dahinter seien 2,2 Prozent der Vorstände weiblich gewesen. In den Top-100-Wirtschaftsunternehmen saßen damit zwischen 479 Männern elf Frauen. Bei den Dax-Konzernen fanden sich auf 182 Vorstandsposten vier Frauen. Das ist zwar ein Zuwachs um 300 Prozent - doch 2009 war die Siemens-Managerin Barbara Kux auch die einzige Frau unter den DAX-Vorständen.

Mehr Frauen machten die Wissenschaftler unterdessen in den Aufsichtsräten der deutschen Unternehmen aus. 10,6 Prozent der Mitglieder in Kontrollgremien seien weiblichen Geschlechts gewesen, ein Plus von 0,8 Prozentpunkten gegenüber 2009. Bei Henkel und der Würth-Gruppe saß jeweils sogar eine Frau dem Gremium vor. Knapp ein Viertel der Aufsichtsräte hätten sich 2010 hingegen als reine Männerrunden entpuppt.

Lob geht an die Telekom

Im internationalen Vergleich unter elf ausgesuchten Ländern landeten die deutschen Vorstände gemeinsam mit Indien auf dem letzten Platz, wie das DIW weiter berichtete. Schweden führe dieses Ranking an, gefolgt von den USA und Großbritannien. Aber auch Länder wie Russland, China oder Brasilien landeten noch vor der Bundesrepublik. Im europäischen Vergleich aller höchsten Entscheidungsgremien schneide Deutschland dank dem Mehr an Frauen in den Aufsichtsräten besser ab. Hinter den Spitzenreitern Finnland und Schweden, aber noch vor Staaten wie Großbritannien und Frankreich, erreicht die Bundesrepublik den neunten Rang.

Ein besonderes Lob hatten die DIW-Experten 2010 für die Deutsche Telekom übrig. Sie hatte eine Frauenquote von 30 Prozent für ihre Führungsetage eingeführt. Eine Rüge erteilten die Wissenschaftler hingegen der Deutschen Bahn und der gesamten Bankenbranche. Der Bahn als Bundesunternehmen sollte bei der Geschlechterverteilung „eigentlich Vorbildcharakter“ zukommen, heißt es in dem Papier. Tatsächlich aber sei ihr bei der Vorstandsumbesetzung 2009 auch das letzte weibliche Mitglied abhanden gekommen. Banken, Sparkassen und Versicherungen hätten die „massiven Umwälzungen in den Vorständen und Aufsichtsräten“ im Rahmen der Finanzkrise nicht genutzt, um für eine bessere Verteilung unter den Geschlechtern zu sorgen. (afp)