Bingen. .

Schwerer Schiffsunfall auf dem Rhein: Ein mit Schwefelsäure beladenes Tankschiff kenterte am Donnerstagmorgen. Säure ist nicht ausgetreten, zwei Besatzungsmitglieder werden vermisst - ihre Überlebenschancen stufen die Rettungskräfte als gering ein.

Bei starker Strömung ist am Donnerstag auf dem Rhein nahe der Loreley ein Schwefelsäure-Tanker gekentert. Nach dem Unglück im kurvenreichen Stromverlauf bei Sankt Goar konnten zwei der vier Besatzungsmitglieder lebend aus den kalten Fluten geborgen werden. Die Überlebenschancen der beiden zunächst vermissten Crewmitglieder wurden nach stundenlanger ergebnisloser Suche als gering eingestuft.

Aus dem mit 2378 Tonnen Schwefelsäure beladenen Tanker "Waldhof" trat nach Angaben des Wasser- und Schiffahrsamtes (WSA) Bingen in den ersten Stunden nach der Havarie keine Ladung aus. Es gebe auch keine Hinweise auf eine Leckage an dem Schiff, sagte ein Sprecher. Feuerwehrleute kontrollierten nach dem Unglück wiederholt die Wasserqualität. Doch auch wenn wider Erwarten ein Teil der Fracht austreten sollte, erwarteten die Experten keine direkten Umweltschäden. Die Säure werde in den Fluten des stark angeschwollenen Rheins schnell verdünnt, sagte ein Polizeisprecher vor Ort.

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Der doppelwandige Tanker war nach Polizeiangaben auf der Fahrt von Ludwigshafen zum belgischen Antwerpen, als er am frühen Donnerstagmorgen in Höhe von Sankt Goar aus zunächst ungeklärter Ursache auf die Seite kippte. Laut WSA Bingen soll nun geprüft werden, ob möglicherweise die engen Kurven im Rheinverlauf an der Unglücksstelle sowie die dortigen komplizierten Strömungsverhältnisse und das derzeitige Hochwasser eine Rolle bei dem Unglück spielten. Laut Polizei gab es am Unfallort keine erkennbare Gefahrenstelle. "Das Schiff war zunächst ganz normal auf dem Radar zu sehen und dann plötzlich verschwunden", unterstrich der Polizeisprecher.

Die beiden geretteten Besatzungsmitglieder wurden nach Angaben des WSA Bingen mit starken Unterkühlungen ins Krankenhaus gebracht. Beide Männer standen demnach unter Schock. Unklar blieb zunächst das Schicksal der beiden anderen Crewmitglieder, nach denen unter anderem mit Hubschraubern und Wärmebildkameras gesucht wurde.

Nach ersten Erkenntnissen hatten sie sich zur Unglückszeit im Steuerstand sowie im Wohnbereich am Heck des Tankers aufgehalten, wie ein WSA-Sprecher mitteilte. Der Steuerstand sei bei dem Unglück jedoch abgerissen worden und der Heckbereich voll Wasser gelaufen. Angesichts einer Wassertemperatur von nur rund vier Grad Celsius seien "die Chancen, dass die beiden lebend gefunden werden, leider äußerst gering", sagte der Sprecher. (afp)