Die Jahrhundertflut im Nordosten Australiens hat am Mittwoch die Millionenstadt Brisbane erreicht. Der stark angeschwollene Brisbane-Fluss riss Boote und Uferrestaurants fort. Forscher sehen das Hochwasser als Folgen des Klimawandels.
Die Jahrhundertflut in Australien ist nach Ansicht von Wissenschaftlern wahrscheinlich eine Folge des weltweiten Klimawandels. Zumindest teilweise gingen die heftigen Monsunregenfälle auf das Konto der Erderwärmung, sagte der Klimaforscher Matthew England von der Universität von New South Wales am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. „Die Gewässer vor Australien sind so warm wie noch nie, und diese Gewässer liefern die Feuchtigkeit für den Monsun in Queensland und das nördliche Australien.“ Queensland ist das Zentrum der Katastrophe, bei der bislang 16 Menschen ums Leben gekommen sind. Der Kohlebergbau kam zum Erliegen. Am Mittwoch erreichten die Fluten die Millionenstadt Brisbane.
Wetter wird extremer
Uneinig sind sich die Forscher in der Frage, ob die Erderwärmung die Klimaphänomene El Nino und La Nina verstärken wird. Einen Zusammenhang sieht David Jones vom Australischen Wetteramt. Angesichts des aufgeheizten Weltklimas nähmen die Phänomene an Intensität zu. Längere Dürreperioden während eines El Nino und heftigere Regenfälle zu Zeiten von La Nina seien die Folge. Der US-Klimaforscher Kevin Trenberth sieht aus diesem Grund die gesamte Region von einer verschärften Wetterlage betroffen. Hohe Wassertemperaturen im Indischen Ozean seien eine wesentliche Ursache für die schweren Überschwemmungen in Indien, China und Pakistan im vergangenen Sommer gewesen. „Nur ein Grad Celsius Temperaturanstieg an der Wasseroberfläche kann bereits zu zehn bis 15 Prozent mehr Regen führen“, so Trenberth.
Sein Kollege Neville Nicholls von der Monash University in Melbourne hingegen bezweifelt diese Kausalität: „Sicherlich beeinflusst die Erwärmung der Meere das Klima und Phänomene wie La Nina. Aber ich finde kein stichhaltiges Argument dafür, dass all diese Dinge sich dadurch notwendiger Weise verschlimmern.“
Tausende aus Millionenstadt Brisbane evakuiert
Die Wassermassen schießen durch die Straßen, im Stadion steht die braune Brühe brusthoch, Tierkadaver treiben an der Oberfläche: Das Hochwasser hat am Mittwoch die australische Millionenstadt Brisbane erreicht. Mancherorts stieg das Wasser bis zur Spitze von Verkehrsampeln. Das Geschäftsviertel wirkte wie eine Geisterstadt. Zahlreiche Bewohner suchten auf höher gelegenem Gebiet Zuflucht, andere waren fieberhaft damit beschäftigt, ihre Möbel zum Schutz vor den Fluten auf dem Dach ihres Hauses zu stapeln.
Menschen waren in Kajaks und Ruderbooten unterwegs. Bürgermeister Campbell Newmann sagte, mindestens 20.000 Häusern drohe die Überflutung. Der Pegel des Hochwasser führenden Brisbane River sollte am Donnerstag seinen Höchststand erreichen. Meteorologen hatten jedoch auch eine gute Nachricht. Sie erklärten, die Pegel würden wahrscheinlich 30 Zentimeter weniger erreichen als bisher angenommen. Damit würde das Wasser nicht die Höhe der verheerenden Überschwemmungen von 1974 erreichen. Die Ministerpräsidentin von Queensland, Anna Bligh, sprach von willkommenen Neuigkeiten, die allerdings keinen Trost böten. „Die Stadt ist viel größer, dichter besiedelt und steht in Teilen unter Wasser, die 1974 noch gar nicht existierten“, sagte sie.
Rugby-Stadion überflutet
Das Hochwasser erreichte auch den neben Queensland gelegenen Staat New South Wales, wo rund 4500 Menschen wegen des Wassers festsaßen.
Flut in Australien
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In Brisbane wurden drei Evakuierungszentren eingerichtet, in denen laut Bürgermeister Newman in den kommenden Tagen bis zu 16.000 Menschen Zuflucht suchen könnten. In einem Sportstadion, in dem sonst internationale Rugby-Turniere ausgetragen werden, stand das Wasser brusthoch. Der Stromversorger Energex schaltete in Teilen der Stadt den Strom ab, betroffen waren am Nachmittag fast 70.000 Haushalte. Für viele Menschen sei das hart, sagte Ministerpräsidentin Bligh. „Aber ich möchte betonen: Strom und Wasser vertragen sich nicht. Wir hätten katastrophale Zustände, wenn wir den Strom nicht abschalten würden.“
Zahl der Toten nach Springflut steigt auf zwölf
Auch die Stadt Ipswich mit 15.000 Einwohnern wurde am Mittwoch von den Wassermassen überschwemmt, die sich ihren Weg weiter nach Brisbane bahnten. Bis zum Nachmittag standen 3.000 Häuser unter Wasser, 1100 Bewohner retteten sich nach Angaben in von Bürgermeister Paul Pisasale in Evakuierungszentren. Videos zeigten Pferde, die im braunen Wasser schwammen und dann eine Pause einlegten, indem sie den Kopf auf ein Hausdach legten - die einzige trockene Stelle, die sie erreichen konnten.
Die Zahl der Toten nach der Springflut in Toowoomba westlich von Brisbane vom Montag stieg unterdessen auf zwölf, weitere 43 Menschen wurden noch vermisst. (dapd/rtr)
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