Nikolaus Schneider fordert einen aufgeklärten Islam. Das macht ihn zu einem mutigen Mann, steht doch hinter der Forderung die Bestandsaufnahme, dass es solch einen aufgeklärten (Euro)-Islam nicht gibt.
Hierzulande ist der Streit über die wichtige Frage, ob der Islam als Religion demokratiefähig ist, ein Tabu. Tatsächlich fragt bislang niemand, ob gläubige Moslems nicht von ihrer Glaubenslehre gehindert werden, einem westlichen Lebensstil zu leben. Das hat zwei Gründe. Erstens hat es sich eine zunehmend säkulare Gesellschaft abgewöhnt, überhaupt über Religion und deren Bedeutung für das Leben zu sprechen. Und zweitens sehen Multikulti-Anhänger in einem kritischen Religions-Diskurs bereits einen Angriff auf ihre Überzeugungen. Die galligen Reaktionen von moslemischer Seite zeigen, dass der EKD-Ratsvorsitzende ins Schwarze getroffen hat.
In orthodoxer Auslegung (eine nennenswerte liberale Auslegung gibt es nicht) schließen sich Demokratie und Islam aus. Der Koran schreibt eine Lebensweise vor, die nicht per Mehrheit geändert werden kann. Darüber muss man reden. Schneider hat damit begonnen.