Berlin. Die Wirtschaftsforscher korrigieren reihenweise ihre Prognosen in der derzeitigen Wirtschaftskrise: Die Commerzbank ist besonders pessimistisch. Die Konjunkturexperten der Bank erwarten 2009 einen Konjunktureinbruch von bis zu sieben Prozent . Es ist die bislang düsterste Vorhersage.

Die Finanzkrise zieht die deutsche Wirtschaft nach Erwartung der Commerzbank noch weitaus tiefer in den Keller als bislang erwartet. In einer Analyse erwarten die Experten des Instituts für 2009 einen Einbruch um bis zu sieben Prozent, schreibt die Tageszeitung «Die Welt». Damit legt die Commerzbank die bislang pessimistischste Prognose für Deutschland vor. Auch das DIW und das RWI Essen senkten am Montag ihre Konjunkturvorhersagen.

Commerzbank: schwaches erstes Quartal

«Unsere Modelle signalisieren uns ein Minus zwischen sechs und sieben Prozent», sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer der Zeitung. Bislang rechnete die Commerzbank mit einem Einbruch der Wirtschaftskraft um drei und vier Prozent.

Grund für die deutliche Korrektur der Prognose sei vor allem das schwächer als erwartet verlaufende erste Quartal. «Die Wirtschaft dürfte gegenüber dem vierten Quartal 2008 nicht wie wir ursprünglich unterstellt haben um 1,5 Prozent, sondern um schätzungsweise 3,5 Prozent geschrumpft sein», sagte Krämer.

Dies liege vor allem an den zurückgegangenen Auftragseingängen. «Sie sind von Dezember auf Januar um acht Prozent gefallen. Das ist gewaltig», sagte Krämer. Die niedrigeren Auftragseingänge bedeuteten auch weniger Produktion in den Folgemonaten. Statt mit einer Stabilisierung rechnet der Volkswirt deshalb mit einem weiteren Einbruch der Wirtschaft zwischen April und Juni um ein Prozent.

Erst ab Herbst werde die Wirtschaft aufhören zu schrumpfen, glaubt Krämer: «Wir erwarten allerdings nur eine blutleere Aufwärtsbewegung.».

RWI: 4,3 Prozent Rückgang

Mit dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) haben weitere Konjunkturexperten ihre Prognose für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland gesenkt. Für das laufende Jahr werde nun mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,3 Prozent gerechnet, teilte das RWI am Montag in Essen mit.

Ohne die prognostizierten Wirkungen durch das Konjunkturprogramm im zweiten Quartal 2009 wäre das Schrumpfen noch dramatischer. Für 2010 rechnen die Forscher mit einem leichten Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent. Ende vergangenen Jahres war das RWI noch von einem BIP-Rückgang von 2,0 Prozent für 2009 ausgegangen.

DIW: bis 5 Prozent Minus

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) senkte seine Prognose für 2009 nochmals deutlich. Die Berliner Experten rechnen jetzt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um vier bis fünf Prozent, wie Konjunkturforscher Stefan Kooths am Montag auf AP-Anfrage mitteilte. Der schlechte Start ins neue Jahr und die aktuelle Entwicklung ließen keine anderen Schlüsse zu, sagte er.

Schon im Februar hatte das DIW seine Konjunkturerwartungen für das Gesamtjahr massiv nach unten korrigiert und ein Minus von deutlich mehr als drei Prozent für wahrscheinlich erklärt. Im Januar hatten die Berliner Forscher noch ein Minus von einem Prozent prognostiziert.

Ifo: Mindestens vier Prozent

Das Ifo-Institut rechnet nicht mit einem schnellen Ende der Rezession in Deutschland. Die Wirtschaftsleistung werde 2009 definitiv um mehr als 4 Prozent zurückgehen, sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen am Montag auf AP-Anfrage. Auch für 2010 seien die Experten des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts «relativ pessimistisch».

IMK: Wirtschaft schrumpft um 5 Prozent

Das Düsseldorfer Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erwartet eine Schrumpfung des BIP um 5,0 Prozent. «Die globale Wirtschaftsleistung befindet sich im freien Fall», erklärte das IMK. Die deutsche Wirtschaft sei von der Abwärtsspirale der Weltwirtschaftskrise besonders stark betroffen, vor allem weil sie sich im vergangenen Jahrzehnt ausgeprägt auf den Export konzentriert habe. Im Januar hatten die Düsseldorfer Wirtschaftsforscher noch ein BIP-Minus von lediglich 2,4 Prozent vorausgesagt. (ap/ddp)

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