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“Deutschland sucht den Superstar” geht in die achte Runde. Die Auftaktsendung zu RTLs Quotenhit war jedoch mehr Freakshow denn Musik-Casting. Die Einschaltquote hat im Zweifel wohl Vorrang vor der Menschenwürde.
Zum achten Mal macht sich Dieter Bohlen auf die Suche nach einem Superstar. Diesmal wurden 35.000 Kandidaten in 35 Städten gesichtet. Dass nach bisheriger Erfahrung der Titel “Deutschland sucht das One-Hit-Wonder” besser geeignet wäre, ficht Bohlen dabei nicht an. Denn die Auftaktsendung am Samstagabend auf RTL hat einmal mehr bewiesen, dass das Casting bei DSDS nur ein Vehikel für die Selbstdarstellung des Pop-Titanen ist. Der eigentliche Superstar der Show ist Bohlen, egal wer gerade für ihn singt oder wer neben ihm in der Jury sitzt. Diesmal hat Dieter Bohlen den Schweizer Sänger Patrick Nuo (hatte 2003 seinen größten Hit mit “5 Days”) und die Sängerin, Tänzerin und Eva-Longoria-Doppelgängerin Fernanda Brandao (ehemals Mitglied der Popband “Hot Banditoz”) um sich versammelt. Die beiden Neuzugänge in der Jury hatten neben Bohlen erwartungsgemäß wenig zu sagen und blieben dementsprechend farblos. Dies sogar im wahrsten Sinne des Wortes, denn Bohlens Hautfarbe war dermaßen dunkel, dass man manchmal dachte, es handele sich um seinen Supertalent-Kollegen Bruce Darnell.
Eröffnung in typischer Bohlen-Manier
Doch dass es sich tatsächlich um das ehemalige Modern-Talking-Mitglied und nicht den liebevoll-unbeholfenen Darnell handelte, wurde dennoch sehr früh deutlich. Die Show startete nämlich in typischer Bohlen-Manier: “Im Recall würdest du so lange überleben wie ein Tampon im Piranhabecken”, sagte der Hauptjuror zu einer stimmlich offensichtlich überforderten Kandidatin, die sich mehr schlecht als recht an Lady GaGas “Paparazzi” versuchte. Leider erwies sich die Hoffnung, damit den Tiefpunkt des Abends schon früh hinter sich gelassen zu haben als Trugschluss.
Denn was RTL am Samstagabend sendete, machte eher den Eindruck einer schlechten Scripted-Reality-Sendung im Stile von “Mitten im Leben” als den einer Musiksendung. Vom computeranimierten “Freddy, dem Fickfrosch” (Zitat Bohlen, man verzeihe bitte die Ausdrucksweise) über den vermeintlichen Adligen und “Checker aus Berlin” Ralph bis hin zum fanatischen Dieter-Bohlen-Fan Hendrikje, die ihre Brüste partout nicht in ihrer Bluse behalten wollte, war die Sendung eine einzige Ansammlung von Peinlichkeiten. Genüsslich weidete sich Bohlen wie gewohnt an den Unzulänglichkeiten der Kandidaten: glänzende Haut, abstehende Ohren oder Senk-Spreizfüße – alles wurde ausführlich kommentiert. Leider sah sich der Kölner Sender dazu veranlasst, vornehmlich die Kandidaten zu zeigen, die man besser vor sich selbst geschützt hätte. Die Einschaltquote hat im Zweifel wohl Vorrang vor der Menschenwürde.
„Von mir bekommst du ein Nein.“
Bei dieser Vielzahl an verbalen Entgleisungen fällt es schwer, der Sendung positive Aspekte abzugewinnen. Am meisten überzeugt hat der sympathische Österreicher Marco, der mit seiner Interpretation von Paolo Nutini und einer eigenen Komposition auftrat. Des Weiteren sollte in die “Pro”-Spalte aufgenommen werden, dass Moderator Marco Schreyl nur wenig zu sehen und hören war. Bezüglich des Rests der Sendung möchte man es jedoch mit Jury-Mitglied Patrick Nuo halten: “Danke für die Show, aber von mir bekommst du ein Nein.”