Es ist kaum vorstellbar, was Eltern ihren Töchtern antun, wenn sie sie beschneiden lassen. Und was mag in einer Mutter vorgehen, die aus eigener Erfahrung genau weiß, welches Leid sie ihrem Kind damit zufügt? Leid und Schmerzen, die ein Leben lang anhalten, die jedes zehnte Kind schon beim Eingriff das Leben kostet.
Das Problem ist in der Regel eine unheilvolle Melange aus Unwissenheit, Tradition und Aberglauben. In vielen afrikanischen Ländern gelten unbeschnittene Mädchen als nicht heiratsfähig. Zum Teil heißt es, Unbeschnittene könnten keine Kinder bekommen. Oder dass es auf einem Feld, das sie betreten haben, nie wieder regnen wird. Beschneidung ist für diese Menschen das Normale.
Dagegen hilft nichts als Aufklärung. Eine Hotline mit konkreten Hilfsangeboten für Bedrängte ist ein guter Schritt. Er darf aber nicht der Einzige sein. Beschnittene Mütter, die bei uns gebären, müssen noch im Krankenhaus umfassend beraten werden. Frauenärzte müssen werdende Mütter aufklären, Kinderärzte Eltern.
Beschneidung ist in Deutschland ein Straftatbestand. Es muss erlaubt sein, Ärzte von der Schweigepflicht zu entbinden, wenn sie die körperliche Unversehrtheit eines Kindes gefährdet sehen. Kinder brauchen Schutz. Wenn ihre Eltern sie nicht schützen können oder wollen, müssen es andere tun. Bevor es zur Straftat Beschneidung kommt.