Das Ende einer Ära zeichnet sich ab. Deutschlands größter Baukonzern – 1873 gegründet, seit Jahren eines der Vorzeigeunternehmen des Landes – wird voraussichtlich seine Unabhängigkeit verlieren. Zumindest spricht fast alles dafür, dass künftig ein spanischer Konzern in der Hochtief-Firmenzentrale am Essener Opernplatz das Sagen hat.

Eigentümerwechsel sind ein normaler Vorgang in der Wirtschaft. Eine feindliche Übernahme, wie sie ACS-Boss Florentino Perez initiiert hat, gehört allerdings zu den großen Ausnahmen. Mit ACS übernimmt ein hoch verschuldeter Konzern bei einem durch und durch gesunden Unternehmen die Kontrolle. Eine Lücke im deutschen Übernahmerecht ermöglicht Perez dieses Manöver – und die Tatsache, dass es dem Hochtief-Management um Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter nicht gelungen ist, das Essener Unternehmen durch eine entsprechende Eigentümerstruktur oder einen ordentlichen Börsenkurs gegen eine Übernahme zu wappnen.

Auch die Bundesregierung muss sich fragen lassen, ob sie zu sorglos in Sachen Hochtief agiert hat. Es kann nicht im Interesse der Kanzlerin sein, dass ein Vorzeigeunternehmen aus Nordrhein-Westfalen nahezu verramscht wird. Strengere Regeln gegen feindliche Übernahmen müssen her, um einen weiteren Firmenausverkauf zu verhindern. In vielen anderen europäischen Ländern gibt es sie längst.