Düsseldorf. .

Schönheits-Chirurg Afschin Fatemi hübscht Menschen auf. Und findet Sendungen verantwortungslos, in denen sie komplett restauriert werden.

Ein letzter Blick in den Praxisspiegel. Afschin Fatemi zieht die rechte Augenbraue kurz hoch, alles perfekt. Wäre ja nicht auszudenken, wenn ein Schönheitschirurg auf einem Foto nicht schön aussähe.

Ließe sich ein Autohändler vor einem Unfallwagen ablichten?

39 ist Fatemi, verheiratet, ein Kind, Deutscher mit persischen Wurzeln. Er hat sich gut erhalten. „Ich sitze ja an der Quelle, wäre doch ko­misch, wenn ich noch nie was ge­macht hätte“, erzählt er. Hautstraffung im Gesicht zum Beispiel. Ohne Skalpell, sondern mit Thermolifting. Das Bindegewebe wird erwärmt, und die Hautschichten bilden neues Kollagen, sagt der Prospekt. Scheint zu funktionieren. Wer Falten bei Fatemi sucht, findet sie allenfalls auf seinem bordeauxroten Arztkittel.

Nun gut, die Nase, ihm darf man das ja ruhig mal sagen, die ist doch einen Tick zu groß geraten für das ansonsten makellose Ge­sicht. „Weiß ich“, sagt Fatemi und lächelt milde, „aber die gehört zu mir, und ich kann gut leben damit.“

Könnten alle Menschen gut mit sich leben, könnte sich der Arzt kaum zwei florierende Praxen an Düsseldorfs besten Adressen leisten, deren Warte- und Be­sprech­ungs­räume mit De­signer­lampen und Lederlandschaften beste Chancen auf Veröffentlichungen in „Schöner wohnen“ hätten.

Nicht aus medizinischen, sondern aus ästhetischen Gründen

Sieben von zehn Patienten, die ihn aufsuchen, kommen nicht aus medizinischen, sondern aus ästhetischen Gründen. Lassen sich vom Mann, der die Not zur Jugend macht, die Brüste für 6000 Euro vergrößern, die Oberlider für 1500 Euro straffen oder gar das ganze Gesicht samt Hals für bis zu 15 000 Euro aufpolieren.

„Einmal J.Los Po, bitte“ heißt ein ebenso aufschlussreiches wie unterhaltsames Buch, in dem er seine Erfahrungen zu Papier gebracht hat. Gibt’s denn tatsächlich welche, die mit solchen Wünschen auftreten? „Das passiert natürlich nicht ständig, aber, ja, Menschen sagen, ich hätte gern den Mund von George Clooney.“ Solche Wünsche könne man in der Regel nicht seriös erfüllen. „Es soll ja zu dem Menschen passen.“

Auch wenn bisher vermutlich noch niemand den Mund von Daisy Duck haben wollte, warum bekommen manche ihn trotzdem? „So eine Operation ist ein Eingriff und kein Friseurbesuch“, antwortet Fa­temi. Weil auch die Medien es zuweilen derart verharmlosten, müsse er Pa­tienten immer wieder darauf hinweisen. Komplikationen seien nie auszuschließen. Ne­ben der – wenn auch sehr geringen – Infektionsgefahr, werde teilweise „nicht ge­schickt operiert“. Wenn ein Chirurg „von oben bis unten alles anbietet, dann macht er das auch, aber nicht alles gleich gut. Man sollte die Spezialisten aufsuchen“.

Als verantwortungslos empfindet Fatemi TV-Sendungen, bei denen Patienten in kurzer Zeit von Kopf bis Fuß verändert werden. „Da wird das Risikopotenzial nach oben ge­schraubt, und man wird Ihnen im Fernsehen weder die Narben und die großen Wundflächen zeigen, noch wie weh das alles tut. Und auch nicht die aufgetretenen Komplikationen, die in der Ärzteschaft bekannt sind.“

Asiatische Kopfhaare
im Intimbereich

Zwar erwähnt Fatemi in seinem Buch auch einen vermögenden russischen Kunden, der bei seiner jungen Freundin eine Rundumerneuerung an­ordnen wollte. „Aber das“, so der Arzt, „ist sehr zugespitzt, und so etwas bremsen wir grundsätzlich ab.“

Mit der Globalisierung gleichen sich die Schönheitsideale an. Aber regionale Spezialitäten gibt es schon.

„Asiatische Frauen lassen sich gerne Kopfhaar in den Intimbereich verpflanzen“, berichtet Fatemi, während Europäer und Amerikaner sich den Körper schon seit Jahren meist so haarlos wie möglich wünschen. Die Brasilianer, ohnehin das körperbewussteste Volk der Erde, ließen sich besonders oft operieren, und die Iraner fast nur an der Nase.

Muss aber auch nicht sein. Selbst, wenn sie groß ist.