Rom/Bethlehem. .

Papst Benedikt XVI. hat am Weihnachtstag in Rom den Segen Urbi et Orbi (der Stadt und dem Erdkreis) erteilt. In Bethlehem haben sich mehr als 100.000 Gläubige aus aller Welt zum Gebet versammelt.

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Weihnachtsbotschaft vor tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom um Frieden gebeten. In seinem Segen „Urbi et Orbi“ (Der Stadt und dem Erdkreis) ging das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche am Samstag insbesondere auf die Lage im Nahen Osten ein: „Das Licht von Weihnacht strahle von neuem in jenem Land, wo Jesus geboren wurde und leite Israelis und Palästinenser bei der Suche nach einem gerechten und friedlichen Zusammenleben“, sagte Benedikt. Am Vorabend hatte der Papst beim Weihnachtsgottesdienst im Petersdom dafür gebetet, dass Unterdrücker bestraft werden müssten.

Benedikt ermutigte die Christen in China, trotz der Verfolgungen im Glauben stark zu bleiben. Die Christen sollten „wegen der Einschränkungen ihrer Religions- und Gewissensfreiheit nicht verzagen, sondern in der Treue zu Christus und seiner Liebe ausharren und die Flamme der Hoffnung am Leben erhalten.“

Die diesjährigen Weihnachtsfeierlichkeiten wurden in Rom unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen abgehalten. Bei Paketbomben-Anschlägen auf die Botschaften der Schweiz und Chiles waren am Donnerstag zwei Menschen verletzt worden. Zu den Taten bekannte sich eine anarchistische Gruppe.

100.000 Pilger in Bethlehem

So viele Pilger wie noch nie haben sich am Samstag zu Weihnachtsgebeten in Bethlehem versammelt. Die israelischen Streitkräfte sprachen von mehr als 100.000 Gläubigen aus aller Welt, die in diesem Jahr in die Geburtsstadt Jesu Christi kamen, das sind etwa doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Als Grund für den Anstieg gelten gutes Wetter, ein deutlicher Rückgang der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern und eine Erholung der Wirtschaft im Westjordanland. Rund ein Drittel der 50.000 Einwohner in Bethlehem sind Christen, in den 1950er Jahren waren es noch etwa 75 Prozent.

Am Freitag war der oberste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land in einer traditionellen Prozession in die Stadt eingezogen. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete der Weihnachtsgottesdienst in der Geburtskirche.

Bei den Weihnachtsfeierlichkeiten in der Stadt Bethlehem betete der lateinische Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal, für Frieden im Nahen Osten. „Es ist unser Wunsch für dieses Fest, dass die Glocken unserer Kirchen den Lärm der Waffen in unserem verwundeten Nahen Osten übertönen“, sagte der 70-Jährige während der Mitternachtsmesse in der St.-Katharinenkirche neben der Bethlehemer Geburtskirche. In seiner Predigt rief Twal zum Dialog der Religionen auf und verurteilte die jüngste Gewalt auf Christen im Irak.

Papst feiert Christmette in Rom trotz Sicherheitsbedenken

Trotz großer Sicherheitsbedenken nach den jüngsten Paketbombenanschlägen auf zwei Botschaften in Rom hat Papst Benedikt XVI. am Freitag mit zahlreichen Gläubigen die Christmette im Petersdom gefeiert. Umgeben von Leibwächtern schritt er zu Beginn der Messe durch den Mittelgang und hielt zweimal an, um Babys zu segnen. In seiner Predigt erinnerte Benedikt an die Geburt Jesu Christi, die an Weihnachten gefeiert werde und betete, dass die Gläubigen Christus ähnlicher werden mögen.

Papst Benedikt XVI. bei der Christmette im Petersdom. (Foto: afp)
Papst Benedikt XVI. bei der Christmette im Petersdom. (Foto: afp) © AFP

Am Heiligen Abend 2008 und 2009 war der Papst während seines Einzugs in den Petersdom von einer psychisch kranken Frau angegriffen worden. 2008 konnten die Leibwächter sie stoppen, aber im vergangenen Jahr riss sie Papst Benedikt XVI. zu Boden. Das Kirchenoberhaupt blieb dabei unverletzt. Kardinal Roger Etchegaray hingegen stürzte und brach sich bei dem Angriff die Hüfte.

Der Vatikan überprüfte daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen. Vor dem Hintergrund der Paketbombenanschläge auf zwei Botschaften am Donnerstag waren die Sicherheitsvorkehrungen für die diesjährige Christmette erhöht worden. Da der Papst während seiner Audienzen und Gottesdienste stets von zahlreichen Menschen umgeben sei, bestehe jedoch immer ein gewisses Risiko, hieß es aus dem Vatikan.

Benedikt ruft zu mehr „Brüderlichkeit“ auf

Papst Benedikt XVI. rief während der Christmette im Vatikan zum Frieden in der Welt und zu mehr „Brüderlichkeit“ auf. „Herr, zerbrich die Stöcke der Treiber, verbrenne die dröhnenden Stiefel, lass die Zeit der blutbefleckten Mäntel zu Ende gehen“, betete der Papst vor tausenden Gläubigen im Petersdom. „Richte die Herrschaft deiner Wahrheit und deiner Liebe auf in der Welt“, fügte er hinzu.

Vor dem Beginn der Messe hatte Benedikt an der Enthüllung der traditionellen Krippenlandschaft auf dem Petersplatz teilgenommen. Er erschien dazu an einem Fenster im Apostolischen Palast und zündete eine Kerze an. Währenddessen harrten auf dem Petersplatz trotz strömenden Regens zahlreiche Gläubige aus. Die aus dem Jahr 1842 stammende Krippe mit der Weihnachtsszene im Stall zu Bethlehem wurde in diesem Jahr durch neun philippinische Figuren ergänzt.

Bombenanschlag auf christliche Weihnachtsmesse

In Deutschland riefen die Vorsitzenden von katholischer und evangelischer Kirche zu mehr Mitmenschlichkeit auf. „Wir haben die Vision von einer Gesellschaft der Solidarität, in der einer für den anderen mitsorgt“, sagte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, der „Süddeutschen Zeitung“. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, sagte im Deutschlandradio Kultur, das Wichtigste im Leben seien „die Beziehungen zu anderen Menschen und zu Gott“.

Bei einem Bombenanschlag auf eine christliche Weihnachtsmesse auf der philippinischen Insel Jolo im Süden des Landes wurden sechs Menschen leicht verletzt. Die Explosion ereignete sich nach Angaben des Militärs während eines Gottesdienstes. Die Bombe sei in der Nähe des Altars explodiert und vermutlich von Mitgliedern der radikalislamischen Gruppierung Abu Sayyaf dort versteckt worden, sagte ein Militärsprecher. Die Insel Jolo gilt als Hochburg der Gruppe, die mit der Terrororganisation El Kaida in Verbindung steht. (rtr/dapd/afp)