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Weil Angehörige in den Urlaub fahren oder selbst krank werden, können viele alte Menschen Weihnachten nicht im Kreis der Familie feiern. Immer mehr Senioren landen zum Fest im Heim.

Weihnachten ist für viele ältere Menschen kein Familienfest mehr. Pflegebedürftige Angehörige werden häufiger als in früheren Jahren über die Feiertage ins Seniorenheim ge­bracht. Weil ihre Angehö­rigen in Urlaub fahren, selbst erkranken oder weil sie vor dem Fest aus dem Krankenhaus ins Heim verlegt werden.

„Unsere Häuser spüren an Weihnachten eine erhöhte Nachfrage nach Kurzzeitpflege“, sagt Ralf Kraemer, Altenpflege-Referent der Diakonie Rheinland. Seit wenigen Jahren wachse der Bedarf immer zur Urlaubszeit – im Sommer wie im Winter. Auch in diesem Jahr seien die Kurzzeitplätze stärker ausgelastet als üblich. Die Caritas bestätigt dies für ihre Häuser ebenso.

Kurzzeitpflege ist „wichtige Entlastung“

Schieben die Angehörigen ihre Alten ab, um in Ruhe feiern zu können? „Nein, nein, überhaupt nicht“, sagt Hans-Wilhelm Heidrich, Leiter ei­nes Essener Caritas-Heims. „Meist fällt es den Angehörigen viel schwerer als ihren oft stark pflegebedürftigen Verwandten. Aber man sieht ih­nen an, dass sie vollkommen entkräftet sind, für sie ist das eine wichtige Entlastung.“ Schließlich seien auch die Kinder, die ihre Eltern das ganze Jahr und rund um die Uhr daheim pflegen, oft bereits im Seniorenalter. Viele seien körperlich damit überfordert und bräuchten dringend eine Auszeit, etwa im Winterurlaub.

„Angehörige, die mal eben ihre Ruhe haben wollen, sind die absolute Ausnahme“, be­stätigt Willi Strüwer, Ge­schäfts­führer des Dortmunder Heimbetreibers Wohl­beha­gen. Vielmehr würden viele noch bei der Anmeldung von Schuldgefühlen geplagt. „Da­bei kriechen sie schon auf dem Zahnfleisch.“

Auch im Heim wird gefeiert

Hinzu kommt laut Heidrich, dass die Krankenhäuser vor Weihnachten ältere Menschen nach der Akutbehandlung verstärkt in Kurzzeit­pflege verlegten, um das Klinikpersonal zu entlasten. „Das sind Menschen, die nach ei­nem Unfall oder einer Krankheit noch nicht nach Hause können und bei uns besser aufgehoben sind als in der Klinik“, so Heidrich.

Die Diakonie im Rheinland beobachtet zudem, dass Menschen, die allein zu Hause wohnen und ambulant von entfernteren Verwandten und Pflegediensten betreut werden, über die Feiertage in die Kurzzeitpflege gehen. „Wenn die Verwandten in Weihnachtsurlaub fahren, wollen sie sicher gehen, dass ihre ­Tanten, Onkel oder Großeltern gut versorgt werden“, sagt Altenreferent Kraemer.

Und Weihnachten, so ver­sichern alle Anbieter, werde auch in Heimen sehr besinnlich gefeiert.