Ruhrgebiet. .
Mancherorts kapitulieren die Entsorgungsbetriebe, weil die Wagen nicht in die verschneiten Straßen kommen. Die Essener Entsorgungsbetriebe bieten den Bürgern an, den Müll selbst zum Recyclinghof zu bringen.
Man kann sich den Spott kaum verkneifen: Meldeten die Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) am Montag, zwei Tage vor dem kalendarischen Winterbeginn, dass sie sich mit dem Streusalz verschätzt hätten und die Lager leer seien, ließen sie gestern verlauten, dass sie den Müll in einzelnen Straßen nicht mehr abholen könnten. Schnee und Eis ließen die ebenfalls von den EBE betriebene Müllabfuhr nicht mehr durch.
Ohne Salz wird sich das so schnell wohl nicht ändern. Und damit der Müll nicht bis zur Ankunft der nächsten Warmfront zum Himmel stinkt, sollen die Essener auf den schlecht geräumten Straßen Eigeninitiative zeigen. „Wir bieten den Bürgern an, den Müll kostenlos an den Recyclinghöfen in Altenessen und Werden abzugeben“, so EBE-Sprecher Oliver Matzke.
Essen steht mit seiner Idee ziemlich allein da
Obwohl zugeschneite und vereiste Straßen der Müllabfuhr im ganzen Revier zu schaffen machen, steht Essen mit seiner Idee, den Bürger an der Müllbeseitigung zu beteiligen, bisher ziemlich allein da.
In Bochum heißt es, man setze auf „Dienstlösungen“, statt den Bürger zum Recyclinghof zu schicken. „Die Fahrer entscheiden, ob sie in eine Straße hineinfahren oder nicht“, sagt Jörn Denhard vom Umweltservice Bochum (USB), „Wenn es nicht geht, versuchen sie es am nächsten Tag nochmal.“ Und wenn die Tonne voll sei, dürfe eben auch mal ein Sack daneben stehen. Das gestatten die EBE den Essenern allerdings auch.
„Die Bürger müssen sich keine Sorgen machen“, sagt Silvia Linke von der Dortmunder Entsorgungsgesellschaft. „Vereiste Hinterhöfe“ und „hohe Schneeberge“ behinderten die Müllmänner zwar. „Wir versuchen aber immer wieder da ‘rein zu kommen, notfalls mit Engstellenfahrzeugen und Schneeketten.“
Auch in Bottrop mussten die Männer in Orange kapitulieren
Auch in Bottrop mussten die Männer in Orange bereits kapitulieren. Am Montag fiel die komplette Müllabfuhr aus. Das Problem: Einen kompletten Abfuhrtag kann Uwe Wolters, Vorstandsvorsitzender der Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung, nicht in den Kalender quetschen. Deshalb müssen die Betroffenen eine Woche warten und dürfen Müllsäcke neben ihre Tonnen stellen. Kommt es ganz hart, hat Wolters auch eine Extremlösung parat. „Im Notfall tauschen wir die volle Tonne gegen eine leere aus.“ Das sei die allerletzte Lösung. Allerdings ist er froh, dass die Weihnachtstage aufs Wochenende fallen. „Sonst würde der Plan noch ärger durcheinander geworfen.“
Bei den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen setzen die Verantwortlichen dagegen auf Schneeketten. „Schon vor einigen Jahren haben wir unsere 25 Wagen damit ausgerüstet“, so Wilhelm Baumann, der für die Entsorgung zuständige Betriebsleiter. Rund 700 Euro pro Paar habe man investiert.
Nicht geleerte Tonnen stehen lassen
Aber auch die stoßen bei vereisten Straßen an Grenzen. Dann bleibt nur der Einsatz kleinerer Fahrzeuge und der Versuch, die Straße am nächsten Tag anzusteuern. Deshalb Baumanns Bitte, die nicht geleerten Tonnen stehen zu lassen und wenn nötig einen zusätzlichen Müllsack dazu zu legen. „Den nehmen wir mit.“
Wie die Oberhausener setzen auch die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) bei Schwierigkeiten auf ungeräumten Wohnstraßen auf Schneeketten und Kleinfahrzeuge. Mehr Probleme hätten die Kollegen jedoch durch die hohen Schneehaufen am Straßenrand, so WBD-Sprecherin Silke Kersken. „Gerade bei den großen Behältern ist es Schwerstarbeit, die durch den hohen Schnee zu schieben.“