Karlsruhe..
Dramatische Szenen in der Karlsruher Innenstadt: Bei einem Schusswechsel sind zwei Bankräuber von der Polizei getötet worden. Bei den Getöteten handelt es sich wahrscheinlich um die sogenannten Gentlemen-Räuber.
Zwei Bankräuber sind am Freitag in der Karlsruher Innenstadt von der Polizei erschossen worden. Bei den Getöteten handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die sogenannten Gentlemen-Räuber. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitagabend mit. Endgültige Klarheit müsse ein DNA-Vergleich bringen.
Die „Gentlemen-Räuber“ hatten in den vergangenen 15 Jahren bei 20 Überfällen auf Banken in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg rund zwei Millionen Euro erbeutet. Der letzte Überfall hatte sich im Juli auf eine Sparkassenfiliale in Karlsruhe ereignet.
Täterin beging möglicherweise Selbstmord
Die Polizei fand bei den Toten Ausweispapiere, aus denen hervorgeht, dass die Frau 38 Jahre und der Mann 40 Jahre alt waren. Sie sollen tschechischer Nationalität sein und zuletzt in einem Hotel in Karlsruhe gewohnt haben. Ob sie einen festen Wohnsitz in Deutschland hatten, war zunächst nicht bekannt.
Die Frau hat sich möglicherweise mit einem Schuss in den Mund selbst getötet, nachdem sie zuvor von Polizeibeamten angeschossen worden war. Der Bankräuber starb nach Angaben der Polizei wenige Minuten nach dem Schusswechsel. Die Frau war beim Eintreffen des Notarztes bereits tot.
Gentlemen-Räuber
Die „Gentlemen-Räuber“ haben in den vergangenen 15 Jahren bei Banküberfällen in der Region Karlsruhe-Mannheim/Heidelberg-Südpfalz rund zwei Millionen Euro erbeutet. Das Bundeskriminalamt führte die Bande ganz oben auf seiner Fahndungsliste. Die Räuberbande erzwang stets unter Drohung mit einer Waffe das Geld. Der erste Überfall galt am 13. April 1994 einer Filiale der Sparkasse Karlsruhe. Damals sollen zwei Männer die Täter gewesen sein. Im selben Jahr überfielen zwei Männer eine Sparkassenfiliale in Phillipsburg. 1996 werden den Tätern vier Überfälle zugeordnet, 1997 und 1998 jeweils einer. Bei dem Überfall im August 1998 auf eine Sparkasse in Germersheim-Kandel tauchte zum ersten Mal eine Täterin auf. Die letzten sieben Banküberfälle seit Januar 2004 wurden immer von einer Frau und einem Mann verübt. Der Ausdruck „Gentlemen-Räuber“ geht darauf zurück, dass die Bankräuber bei ihren ersten Taten einige Gegenstände zurückschickten, unter anderem Fahrzeugschlüssel, und bei ihren Überfällen auf die Bankangestellten angeblich Rücksicht genommen haben. (dapd)
Polizei-Aktion dauerte fünf Minuten
Nach Angaben des Karlsruher Polizeidirektors Roland Lay betrat das Paar kurz vor 16 Uhr die Volksbank in der Innenstadt von Karlsruhe. Beide zogen die Waffen und ließen sich Geld aushändigen. Eine Bankangestellte löste um 16.01 Uhr den stillen Alarm aus, wenig später war das erste Polizeifahrzeug auf dem Weg. Weitere vier folgten und bezogen vor der Bank Position.
Als das Paar um 16.05 Uhr die Volksbank-Filiale verließ, fuhr ein Streifenwagen hinterher, worauf die zu Fuß in Richtung Fußgängerzone flüchtenden Bankräuber ihr Tempo beschleunigten. Ein Polizist und eine Polizistin sprangen aus dem Fahrzeug, um die mutmaßlichen Täter zu stoppen. Die zogen daraufhin beide ihre Pistolen, der Bankräuber eröffnete das Feuer und traf die 28-jährige Beamtin mit einem Oberschenkeldurchschuss. Daraufhin erwiderte der Polizeibeamte das Feuer und verletzte den Bankräuber so schwer, dass er nach wenigen Minuten starb. Die Frau erlitt einen Kopfschuss, die Polizei geht auch aufgrund einer Zeugenaussage davon aus, dass sie sich selbst tötete. Die gesamte Aktion dauerte von der Auslösung des Alarms bis zur Überwältigung der Täter nur fünf Minuten und 15 Sekunden.
Wie viele Schüsse fielen, ist noch nicht ermittelt. Der Leitende Oberstaatsanwalt Gunter Spitz nannte das Handeln der Polizeibeamten am Abend auf einer Pressekonferenz „vorbildlich“. Der Schusswaffeneinsatz sei nicht zu beanstanden. Auch angesichts der Tatsache, dass die Bankräuber ums Leben kamen, sei „kein Vorwurf zu erheben“.
Der Sprecher der Volksbank Karlsruhe, Jürgen Burst, sagte, dass zum Zeitpunkt der Schießerei drei Mitarbeiter in der Bank gewesen seien. Diese seien unverletzt. (dapd)