Der Zoff um gemeinsame europäische Schuldverschreibungen („Euro-Bonds“) schwelt weiter.
In besonderen Zeiten geraten Tabus ins Wanken. Das ist auch in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise zu beobachten. Sie erschüttert Europa und den Euro-Währungsraum; Staaten wie Griechenland geraten an den Rand der Pleite. Und irgendwann tauchten die ersten Zweifel am Euro auf: Wird die Gemeinschaftswährung die gegenwärtige Krise überleben? Vor wenigen Jahren hätte sich dies niemand zu fragen getraut.
Doch es ist gut, an Tabus zu rütteln und vermeintliche Gewissheiten kritisch zu hinterfragen. Zugleich birgt dies Gefahren. Die gegenwärtige Diskussion um die Eurozone zeigt das nur zu gut.
Denn alles ist eine Frage der Perspektive. Für die einen ist der Fortbestand der europäischen Gemeinschaftswährung in Gefahr, für die anderen durchlebt der Euro nur turbulente Zeiten. Für die einen steckt die EU in einem alles bedrohenden Abwärtsstrudel, für die anderen ist klar, dass Europa auch diese Schwierigkeiten meistert. Was wirklich wird, kann niemand vorhersagen.
In Untergangs-Szenarien zu schwelgen ist schädlich. Wichtig ist, darüber zu diskutieren, wie es weitergehen soll in Europa. Solchen Debatten entsprang der aktuelle Rettungsschirm, an einer neuen Krisenabwehr nach 2013 wird gearbeitet. Warum also nicht über Euro-Bonds nachdenken? Wer nur seine egoistischen Interessen verfolgt, fährt langfristig schlechter. Das gilt für Menschen - und auch für die EU.