Wiesbaden. .

Weil die Zahl der Jugendlichen seit Jahren sinkt, droht den deutschen Kliniken und Pflegeheimen in 15 Jahren ein akuter Personalmangel. Rund 152 000 Beschäftigte werden im Jahr 2025 in Pflegeberufen fehlen, hat das Statistische Bundesamt errechnet.

Die Zahl bezieht sich auf die dann zu erwartende Zahl an Patienten und Pflegebedürftigen, die zu versorgen sind. Die Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wurden am Montag in Wiesbaden vorgestellt.

Umgerechnet auf die volle tarifliche Arbeitszeit werden dann etwa 112 000 Vollzeitkräfte in Krankenhäusern, ambulanten und teilstationären Pflegeeinrichtungen fehlen. Den Modellrechnungen zufolge werden in 15 Jahren 940 000 Pflegevollkräfte gebraucht, tatsächlich arbeiten werden nur rund 828 000.

Ungelernte und Angelernte

Berechnungen des BIBB auf Grundlage des Mikrozensus ergeben, dass im Jahr 2005 rund drei Viertel der ausgebildeten Pflegekräfte in ihrem erlernten Beruf arbeiteten. Hierzu zählen Gesundheits- und Krankenpfleger, Hebammen und Entbindungspfleger, Gesundheits- und Krankenpflegehelfer und Altenpfleger.

Diese Berufsgruppen stellten aber nur rund 56 Prozent aller Beschäftigten in Pflegeberufen dar. Bereits im Jahr 2005 hätte es einen Arbeitskräftemangel gegeben, wenn die Einrichtungen nur ausgebildete Pflegekräfte beschäftigt hätten. Weil rund 39 000 ausgebildete Pflegekräfte fehlten, wurden freie Stellen mit ungelernten oder angelernten Pflegekräften besetzt.

Anstieg der Demenz-Kranken

Laut dem am Dienstag vorgestellten Pflegereport der Krankenkasse Barmer GEK wird die Zahl der altersverwirrten Menschen kontinuierlich steigen. Während heute rund 1,2 Millionen Männer und Frauen an Demenz leiden und pflegebedürftig sind, könnten es bis zum Jahr 2060 rund 2,5 Millionen sein. Da die Bevölkerung schrumpft, steigt mit der Gesamtzahl der Demenzkranken auch ihr Anteil: Heute gelten 1,5 Prozent der Menschen in Deutschland als altersverwirrt, in 50 Jahren werden es 3,8 Prozent sein. Damit rollt der Studie zufolge auch eine Kostenlawine auf die Pflegeversicherung zu.

„Die Zahlen zeichnen ein ungemütliches Szenario“, sagte Barmer-GEK-Vorstand Rolf-Ulrich Schlenker. „Demenz ist die zentrale Herausforderung für die Pflege und die Pflegeversicherung.“ Der Autor der Studie, Heinz Rothgang, verwies darauf, dass letztlich 58 Prozent der Männer damit rechnen müssen, entweder dement oder pflegebedürftig oder beides zu werden. Bei den Frauen sind es sogar 76 Prozent. „Das geht uns wirklich alle an“, sagte Rothgang. „Wir reden über unser aller Zukunft hier.“

Hospizstiftung mahnt Reform an

Die Deutsche Hospiz Stiftung warnte in diesem Zusammenhang, Deutschland sei auf den starken Anstieg der Pflegebedürftigen nicht vorbereitet. Nötig seien vor allem mehr Pflegepersonal und mehr Geld für Pflege. Die Stiftung schlug vor, die Pflege- und die Krankenversicherung zusammenzulegen, um Verwaltungskosten zu sparen. Die Partei Die Linke plädierte erneut für eine Bürgerversicherung auch in der Pflege, um die Ressourcen der Privaten Krankenversicherung zu nutzen.