Madrid. .

Ein überraschend angesetzter Fluglotsen-Streik hat am Freitag den Luftverkehr in Spanien lahmgelegt. Der gesamte Luftraum über dem südeuropäischen Land und seinen Inseln wurde gesperrt.

Ein wilder Fluglotsen-Streik hat den Flugverkehr über Spanien am Freitagabend ins Chaos gestürzt. Der spanische Luftraum wurde nach Angaben der Flughafenbehörde AENA fast vollständig gesperrt, lediglich über Andalusien im Süden des Landes konnten Flieger noch starten und landen. Etwa 90 Prozent der Fluglotsen hatten demnach ihre Arbeit niedergelegt, nachdem die Regierung mitgeteilt hatte, die AENA teilprivatisieren zu wollen.

Die Fluglotsen meldeten sich den Angaben zufolge in einer geschlossenen Aktion überraschend krank und erklärten, nicht arbeiten zu können. Die Schließung der Flughäfen traf zeitlich mit dem Beginn eines langen Wochenendes in Spanien zusammen: Montag und Mittwoch sind dort freie Tage, es war eine große Reisewelle erwartet worden. Betroffen waren Hunderttausende Passagiere.

Touristen bleiben auf Balearen und Kanaren sitzen

Am Flughafen Madrid bildeten sich lange Schlangen, viele traf der Streik völlig unvorbereitet. Neben dem Flughafen Madrid konnten auch die bei deutschen Touristen beliebten Balearen und Kanarischen Inseln nicht mehr angeflogen werden. Bei der Lufthansa kam es nach Angaben eines Sprechers zu Verspätungen und Flugausfällen. Wie eine Air-Berlin-Sprecherin sagte, mussten mehrere Maschinen der Fluglinie umgeleitet werden. In Spanien festsitzende Passagiere seien in Hotels unterbracht worden.

Die Flughäfen würden bis mindestens 1 Uhr am Samstagmorgen geschlossen bleiben, sagte ein Sprecher der spanischen Fluggesellschaft Iberia. Noch am Freitagabend sollte ein Treffen der AENA mit der europäischen Flugsicherung Eurocontrol und der US-Behörde FAA stattfinden, um über die Koordination der internationalen Flüge zu beraten. Zudem setzte Verkehrsminister José Blanco eine Krisensitzung mit Vertretern der AENA und der zivilen Luftfahrt an. Blanco erklärte, die Regierung lasse sich von den Fluglotsen nicht erpressen. „Wir werden diese Erpressung, bei der Bürger als Geiseln genommen werden, nicht erlauben“, sagte der Minister.

AENA-Chef Juan Ignacio Lema verurteilte die Aktion als „untragbar“ und „unverantwortlich“. Dadurch komme es zu „Störungen im gesamten Land“, sagte er und kündigte möglichen Sanktionen gegen die Streikenden an. Die spanische Regierung hatte angekündigt, Anteile in Höhe von bis zu 49 Prozent an AENA verkaufen zu wollen. Im Zuge der Teilprivatisierung sollen auch die Dienstzeiten der Lotsen neu geregelt werden. Die Entscheidung ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem Spanien seinen Staatshaushalt sanieren will. (afp)