Berlin. .
Pädophile Männer versuchen offenbar immer gezielter, minderjährige Jungen in „offenen Wohnungen“ zu missbrauchen. Sie locken ihre Opfer mit Internetzugang und Hausaufgabenhilfe. Die Wohnungen sehen aus wie Jugendzentren.
Pädophile Männer in deutschen Großstädten versuchen offenbar immer gezielter, minderjährige Jungen in ihren Privatwohnungen zu missbrauchen. In sogenannten „offenen Wohnungen“ gehen allein in Berlin nach Angaben von Beratungsstellen bis zu 70 männliche Kinder und Jugendliche regelmäßig ein und aus. „Die Männer locken die Kinder mit Spielen, Internetzugang oder Hausaufgabenhilfe. Wenn sie Vertrauen aufgebaut haben, wollen sie Sex mit den Jungen haben“, sagte Marek Spitczok von Brisinski von der Beratungsstelle „Berliner Jungs“ der Nachrichtenagentur dapd.
Allein in Berlin-Neukölln gibt es nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd neun „offene Wohnungen“, im Bezirk Treptow-Köpenick sind es fünf. Die Anschriften sind der dapd teilweise bekannt. „Wir wissen, dass es diese Wohnungen in allen Berliner Bezirken gibt“, sagt Marek Spitczok von Brisinski von der Einrichtung „Berliner Jungs“.
Betroffene sind meist zwischen zehn und 15 Jahre alt
Einige seien fast wie Jugendzentren eingerichtet, sagt Spitczok von Brisinski. Die Jungen könnten fast rund um die Uhr vorbei kommen und Freunde mitbringen. Die Betroffenen seien meist zwischen zehn und 15 Jahren alt und würden oft in schwierigen Familienverhältnissen oder ohne Vater aufwachsen.
Auch Beratungsstellen in Hamburg und München kennen das Phänomen. „Wir wissen von drei solcher Wohnungen in Hamburg, gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus“, sagte Meent Adden vom Träger „Basis und Woge“. In München ist es offenbar ähnlich. „Wir haben keine Projekte, die sich darum kümmern. Aber ich gehe fest davon aus, dass es auch bei uns „offene Wohnungen“ gibt“, sagte Wolfgang Zeilnhofer-Rat von der Münchener Beratungsstelle Marikas.
Die Münchener und die Hamburger Polizei sagten, „offene Wohnungen“ seien ihnen „nicht in nennenswertem Umfang“ bekannt. Die Berliner Polizei bestätigte die Angaben dagegen. Jungen würden in Vernehmungen immer wieder davon berichten, sagte Hauptkommissar Thomas Hoffmann vom Berliner Landeskriminalamt. Sexualwissenschaftler schätzen, dass es in Deutschland rund 250.000 pädophile Männer gibt. Einige versuchen, in Therapien mit der Neigung umzugehen oder nehmen Medikamente, um Übergriffe zu verhindern. (dapd)