Bodenfelde. .

Vor fünf Jahren hatte Fred O. (52) mit seinem Sohn Jan abgeschlossen. Doch jetzt - wo sein Sohn als Tatverdächtiger in Bodenfelde feststeht - hat ihn die Vergangenheit wieder eingeholt.

Vor fünf Jahren hatte Fred O. (52) mit seinem Sohn Jan abgeschlossen. Er erwirkte eine Unterlassungsklage gegen ihn, enterbte ihn und brach den Kontakt zu ihm ab. Nachdem sein Sohn nun als Tatverdächtiger nach dem Mord an der 14-jährigen Nina und dem 13-jährigen Tobias aus Bodenfelde in Niedersachsen feststeht, hat ihn die Vergangenheit wieder eingeholt.

Sein Sohn sei „schon immer ein schwieriger Fall“ gewesen - schon als er den Jungen mit acht Jahren von der Mutter übernommen habe, sagt Fred O. heute. Er sitzt in einem dunklen Pullover am Küchentisch, raucht eine Zigarette, wirkt müde. Jan sei ein Schulverweigerer gewesen, habe öfters von der Polizei in die Schule gebracht werden müssen und kam dann auf eine Sonderschule, weil die Grundschule ihn nicht mehr gewollt habe. „Er war nicht mehr umzudrehen“, sagt sein Vater und zieht an seiner Zigarette. Schon mit 14 sei er gewalttätig geworden, habe etwa seine Oma verprügelt, als diese ihn zur Schule schicken wollte. Mit 16 habe er den Wagen seines Vaters geklaut und ihn mutwillig in die Garage der Nachbarn gefahren. „Keiner kam an ihn ran“, sagt sein Vater heute mit nachdenklicher Miene.

„Dein Sohn ist ein Mörder“

Er selbst habe durch eine SMS von der Tat seines Sohnes erfahren. Die Worte „Dein Sohn ist ein Mörder“ erschienen nach der Pressekonferenz, in der Jan O. das erste Mal als Tatverdächtiger benannt wurde, auf dem Display seines Handys. Zu dem Zeitpunkt hatte der 52-Jährige Vater nicht einmal gewusst, wo sich sein Sohn aufhielt. „Ich habe noch nicht einmal gewusst, wo er im Gefängnis saß“, sagt er. „Dass er unzurechnungsfähig ist, wussten wir aber alle.“ Er sei „unberechenbar“ gewesen. Im Gefängnis sei Jan schon vor dem Mord an den beiden Teenagern gelandet, nachdem er irgendwann mit Alkohol und Drogen angefangen habe. Er sei durch verschiedene Einbrüche und seine Tätigkeit als Drogenkurier aufgefallen. Warum sein Sohn frühzeitig aus der Haft entlassen wurde, kann sein Vater nicht nachvollziehen. Er denkt, dass auch die Einrichtungen wie Jugendamt und Betreuungseinrichtung versagt haben.

Denn seit seinem 18. Lebensjahr sei Jan von einer Einrichtung aus Uelzen betreut worden. Er sei sogar zwei Jahre im Rahmen einer Maßnahme nach Griechenland geschickt worden. Einen Schulabschluss habe er nie gemacht, sagt sein Vater. Der Kommentar „Er war da“ sei die einzige Auszeichnung auf seinen Schulzeugnissen gewesen.

Beklaut und bedroht vom Sohn

In seinen Internetprofilen auf verschiedenen Plattformen bekundete Jan O. immer wieder seine Vorliebe für junge Mädchen - auch das ist für den alleinerziehenden Vater nichts Neues. Er sei schon damals hinter jüngeren Mädchen hergewesen, sagt der Vater, das hätten alle gewusst.

Fred O. wohnt heute mit seinem jüngeren Sohn in einem rotgeklinkerten Einfamilienhaus in einer Neubausiedlung in Uelzen. Er selbst ist seit zehn Jahren in psychologischer Behandlung wegen seines älteren Sohnes. Er sei durch die Strapazen mit Jan arbeitsunfähig und Frührentner, sagt er. Auch wenn sich viele jetzt auf ihn stürzen würden, ist er der Meinung, mit der ganzen Geschichte nicht mehr viel zu tun zu haben. Er habe schon seit langem nur noch einen Sohn, sagt er. Nachdem Jan bei ihm die Scheiben eingeschlagen habe, ihn beklaut und bedroht habe, habe er eine Unterlassungsklage gegen ihn erwirkt. Seit fünf Jahren hatte er keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn - und wenn es nach ihm geht, wird es auch dabei bleiben. (dapd)