Essen. .

Nach den Terror-Warnungen in Deutschland gehen viele Hinweise aus der Bevölkerung ein. In Düsseldorf wurde am Dienstag der Hauptbahnhof gesperrt, in Essen ein U-Bahnhof. Und es gab dort eine Bombendrohung.

Der dunkelblaue Reise-Trolley, der da am Dienstagmorgen zur Pendlerhauptreisezeit auf dem S-Bahnsteig der Gleise 13 und 14 des Düsseldorfer Hauptbahnhofs hinter einem Getränkeautomaten herum stand, enthielt allerlei Gerümpel. Unter anderem eine Bratpfanne, ein Paar Stiefel und ein hölzernes Nähkästchen - aber das wusste die Polizei erst, nachdem Sprengstoff-Experten den Koffer gegen neun Uhr geöffnet hatten. Zuvor war erst der Bahnsteig, dann der komplette Bahnhof gesperrt und evakuiert worden. Der Zugverkehr war für über eine Stunde gestoppt, Zehntausende Pendler hingen am Bahnhof oder in Zügen fest, nachdem um 6:45 Uhr ein Hinweis die Beamten der Bundespolizeiwache am Hauptbahnhof alarmierte. Einer von vielen Hinweisen - die Polizeibehörden in NRW registrieren derzeit vermehrt Anrufe besorgter Bürger.

Das Call-Center der Bundespolizei in Sankt Augustin, Hauptverwaltung der neun Bundespolizei-Inspektionen in NRW, hat alleine seit dem vergangenen Wochenende 17 „Hinweise mit Blick auf die Gefährdungslage“ registriert, erklärt Sprecher Jens Flören. Inhalt: „Verdächtige Gegenstände, verdächtige Handlungen, verdächtige Personen“, erläutert Flören.

Hobby-Fotograf erregte Verdacht

Darunter sind „auch kuriose“ Schilderungen, sagt Flören: Eine ältere Dame aus dem Bonner Raum etwa informierte die Beamten unlängst „weil ihr an einem Supermarkt zwei Personen arabischen Aussehens“ aufgefallen waren, die mit einem Auto mit süddeutschen Kennzeichen unterwegs waren. In einem anderen Fall wiederum wurde die Polizei dann tatsächlich aktiv - auch wenn der Fall letztlich zu den Akten gelegt werden konnte. Flören: „In Köln hatten gleich mehrere Zugreisende eine verdächtige Person gemeldet, die aus einer Wohnung heraus den Bahnverkehr fotografierte“. Ergebnis: Es handelte sich um einen Fotoamateur mit Hobbyschwerpunkt Eisenbahn. Gleichwohl betont Flören: „Wir haben den Fall selbstverständlich überprüft, die Wohnung ermittelt und den Mieter befragt“.

Dabei machen den Behörden herrenlose Gegenstände besonders viel Mühe - zumeist äußerst unnötig. „Meist ist Schusseligkeit im Spiel“, beklagt Bahnsprecher Gerd Felser. Reisende, die am Bahnhof mal eben was besorgen und dabei ihr Gepäck stehen lassen. Mit ärgerlichen Folgen, wie am Dienstagmorgen in Düsseldorf - wo ein unbedarfter Müllsammler den Großalarm ausgelöst hatte, wie die Polizei am Nachmittag mitteilte. Oder in Essen, wo Dienstag-Mittag ein U-Bahnhof abgeriegelt wurde.

An der Essener U-Bahnhaltestelle Porscheplatz hatte ein herrenloses Päckchen die Sicherheitskräfte alarmiert. Der U-Bahnhof am Rathaus wurde gesperrt und evakuiert. Später stellte sich heraus: Das Päckchen hatte allenfalls in Sachen Kalorien Sprengwirkung. Inhalt war Schokolade. Soweit Mutwilligkeit nachweisbar ist, kann ein vergessener Gegenstand teuer werden. In Sachen Koffer auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof erklärte Bahnsprecher Felser: „Wir behalten uns Schadenersatzforderungen vor“. Felser schätzt die Kosten der Bahnhofssperrung und der dadurch entstandenen Zugausfälle und -Verspätungen „auf einen fünfstelligen Betrag“.

Bombendrohung am Essener Hauptbahnhof

Wachsamkeit der Bürger, wie sie Bundeskanzlerin Angela Merkel erst kürzlich gefordert hat, ist von den Polizeibehörden ausdrücklich erwünscht. „Wir haben den Eindruck, die Bürger gehen verantwortungsvoll damit um“, sagt Roman van der Maat, Sprecher der Polizei Duisburg. „Wir fordern dazu auf, wachsam zu sein“, sagt Wolfgang Wieland, Sprecher der Polizei Dortmund. Er betont: „Man kann nur begrüßen, wenn sich die Leute melden.“ Auch in Dortmund habe es am Dienstag einen Hinweis auf einen verdächtigen Gegenstand gegeben - letztlich hieß es am Ende auch dort: ‘keine Gefahr’.

Die Bundespolizei mahnt jedenfalls in diesen Tagen umso eindringlicher: „Achten sie auf ihr Gepäck!“. Beim Einsatz in Düsseldorf war mehrere Dutzend Beamte vor Ort: Von der Bundes-, der Landespolizei und von der Feuerwehr. Die Sprengstoffexperten waren vom Düsseldorfer Flughafen herbeigeholt worden. Drei Stunden dauerte der Einsatz. Der Verursacher ist inzwischen ermittelt worden. Nicht unwahrscheinlich, dass die Polizei der Person die Einsatzkosten in Rechnung stellen wird.

Gleiches dürfte der Anrufer erwarten, der am Dienstagmorgen per Telefon eine Bombendrohung am Essener Hauptbahnhof verbreitet hat. Der Anruf kam gegen zehn Uhr von einer Telefonzelle an der Hauptpost. „Solche Terror-Trittbrettfahrer haben wir derzeit fast täglich. Das ist aber überall in Deutschland so“, sagt Polizeisprecher Ulrich Faßbender. Die Polizei werde „alles daransetzen, diese Spaßvögel zu stellen“.