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Die Terrorwarnung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière sollte man nicht abtun oder belächeln. Sie ist eine wichtige Erinnerung daran, dass die bisherige Sicherheit Deutschlands vor Terroranschlägen keine Selbstverständlichkeit ist.
Manchen Zeitgenossen kann man es aber auch wirklich nicht recht machen. „Ein Ablenkmanöver, um andere Probleme zu vertuschen“, „Panikmache“, „Nach der letzten Terrorwarnung ist ja auch nichts passiert“ – solche oder ähnliche Kommentare sind nun immer wieder zu hören und zu lesen, nachdem Bundesinnenminister Thomas de Maizière von einer konkreten Terroranschlags-Gefahr in Deutschland gesprochen hat. Dabei wäre vermutlich bei denselben Zeitgenossen das Geschrei, zumindest aber die Betroffenheit groß, wenn es tatsächlich in unserem Land zum großen Knall käme und niemand vorher davon gewusst hätte. Wir Bürger wollen doch sonst immer Bescheid wissen, was unsere Regierung gerade beschäftigt – warum also nicht jetzt?
Zugegeben: Bei wiederholten Terrorwarnungen besteht die Gefahr, dass sie sich abnutzen. Dass diesmal aber eine Menge anders ist als bei früheren Warnungen, zeigen Berichte, wonach zwei bis vier al-Qaida-Terroristen für den 22. November in Deutschland erwartet werden. Das ist der kommende Montag. Wenn das stimmt, dann kam die Warnung des Ministers keinen Tag zu früh und war keinen Deut übertrieben.
Natürlich ist das kein Grund, in Panik zu verfallen – zumal man diese Genugtuung den Terroristen mit ihren pervertierten Psychen ohnehin nicht gönnen sollte. Gestern funktionierte die Panik-Maschinerie leider noch hervorragend: In der Anspannung des Moments überstürzten sich plötzlich die Eilmeldungen, wonach ein für einen Flug von Namibia nach München bestimmtes Gepäckstück einen Sprengsatz enthalten habe. Mittlerweile wissen wir: Das Gepäckstück war nicht für einen konkreten Flug bestimmt und enthielt wohl auch nur eine für Sicherheitstests verwendete Bombenattrappe. Eine klare Überreaktion also, die sich nicht wiederholen darf.
Das andere Extrem ist aber, die Terrorgefahr in Deutschland gänzlich abzutun. Wer aus den fehlgeschlagenen Kofferbomben-Attentaten in deutschen Regionalzügen 2006 und den im unscheinbaren ländlichen Idyll geschmiedeten Plänen der Sauerland-Gruppe 2007 immer noch nichts gelernt hat, dem ist nicht zu helfen. Deutschland befindet sich nach dem 11. September und seinem Engagement im Afghanistan-Krieg nun einmal nicht auf einer geschützten Insel der Glückseligen und kann sich ebenso wenig auf den Lorbeeren seines gestiegenen internationalen Ansehens ausruhen.
Deshalb ist es gut, dass uns die Terrorwarnung des Innenministers an etwas erinnert: Nichts ist selbstverständlich im Leben, auch nicht die Sicherheit im Land. Diese Sicherheit sollten wir schützen, indem wir aufmerksam bleiben, ohne jetzt aber in Hysterie zu verfallen, ohne überstürzt nach verschärften Gesetzen zu rufen oder gar eine Hexenjagd zu starten - was im Übrigen auch für alle Gefahren und Verbrechen jenseits des Terrorismus gilt.