Düsseldorf..
Alle lieben Amy MacDonald - denn sie verzaubert mit ihrer Stimme, die vom sanft-intimen Ton voluminös werden kann. Und so füllte die schottische Sängerin mühelos die Düsseldorfer Philipshalle. 6000 kamen.
Es ist gar nicht schwer zu verstehen, warum alle Amy lieben, warum sie die 6000 in der Philipshalle – alle Altersklassen sind vertreten – so fasziniert. Da ist ihre Stimme, die vom sanft-intimen Ton zu voluminösem Pathos anschwellen kann, wobei ihr leicht bellender Klang dem von Shakira ähnelt.
Ansonsten könnte man die beiden Damen kaum verwechseln. Denn Amy MacDonald ist eine Künstlerin, die sich wahrscheinlich in Grund und Boden schämen würde, wenn sie zu ihrer Musik bauchfrei mit den Hüften wackeln müsste. Ein schlichtes Paillettenkleid reicht. Sie ist bodenständig geblieben, erzählt zwischen den Liedern im melodiösen Schottisch von Heimat und Hund. Und ereifert sich in „This Pretty Face“ über die Promis, die über keine Talente verfügen. Sie ist nun mal die Stimme der Vernunft.
Leicht diffuser Sound
Ein bisschen sehr vernünftig spielt auch die Band, die sie begleitet, ja, es rockt manchmal, aber immer gebremst und leider muss auch so manch langsamer Song mit Synthie-Teppichen belegt werden. Der klare Sound des Debüt-Albums wird live für einen leicht diffusen Mainstream aufgegeben, und man fragt sich, ob Amy da nicht selbst Opfer einer Strategie wird, die ihr eigentlich nicht gefallen kann. Aber Songs wie „This is the Life“ oder „Don’t Tell Me that it’s Over” gefallen, weil sie ihr Handwerk gut beherrscht, das Schreiben von eingängigen Melodien mit eigentümlichem keltischen Unterton und sehr persönlichen Texten.
Amy Macdonald
Knallig-bunte Videos illustrieren die Texte, erzeugen durchaus Atmosphäre, wenn Amy vor Bildern rasenden Verkehrs vom Leben auf der Tour singt. Manchmal jedoch scheinen sie die Musik fast zu erschlagen. „Beim nächsten Song hat Paul Weller im Studio Gitarre gespielt“, erzählt sie stolz, löst aber keine erwähnenswerten Reaktionen aus. Nein, ihr Publikum besteht nicht aus Rockfans, es dürfte weder ihre Vorliebe für die Killers noch für Pete Doherty teilen. Dem hat sie mit „Poison Prince“ sogar einen Song geschrieben, in dem sie ihm rät, die Finger von den Drogen zu lassen.
Als erste Zugabe singt sie Bruce Springsteens „Born to Run“, voller Inbrunst, allein, mit akustischer Gitarre. Aber so, wie man die vernünftige Frau MacDonald kennt, würde sie dem waghalsigen Rebellen am Steuer seines alten Chevrolets freundlich, aber bestimmt zuraunen: „Schatz, fahr vorsichtig.“