Dortmund.

„Theatre of Death“ heißt die Show des Altmeisters des Todesspektakels. Am Freitagabend war Alice Cooper live in der Dortmunder Westfalenhalle. Auch mit 62 Jahren verursacht er noch Gänsehaut.

Fünf Mal stirbt Alice Cooper an diesem Abend. Das passt natürlich zum Tour-Namen Theatre of death, mit dem der Erfinder des Horrorrocks in der Dortmunder Westfalenhalle zu Gast ist. Fünf Mal folgt die Wiederauferstehung - und auch das passt. Denn der 62-Jährige ist nicht totzukriegen.

Horrorrock, das war einmal. Vor weit mehr als 30 Jahren, als Vincent Damon Furnier alias Alice Cooper seine Karriere begann. Schockierend und beängstigend wirkten damals seine Auftritte und seine dicke Schminke. Skandalumwittert war die Guillotine, mit der Cooper auf der Bühne geköpft wurde. Mit seiner Musik und seiner Show füllte Alice Cooper schnell die große Arenen der Welt.

Die Halle ist nur zur Hälfte gefüllt

Auch das war einmal. Denn was die Zuschauerzahlen angeht, hätte Alice Cooper am Freitagabend in einer deutlich kleineren Halle spielen können. Nur die Hälfte der großen Westfalenhalle wird für das Konzert genutzt und ist dennoch nicht ganz gefüllt. Gut 4000 Zuschauer sind zum Todestheater gekommen. Manche kommen recht verspätet in die Halle und verpassen somit nicht nur die Vorgruppen Eisbrecher und Tarja Turunen, sondern auch den Beginn der Hauptshow. Denn das parallel beginnende Bundesliga-Spiel BVB-HSV gleich nebenan im Westfalenstadion stürzt Dortmund in ein Verkehrs- und Parkplatzchaos.

Doch während jeder andere Künstler mit dem Hinweis auf Kosten und Atmosphäre zu einem kleineren Veranstaltungsort gewechselt wäre, tritt Alice Cooper lieber in einer halbleeren Halle auf, als auf eines seiner geliebten Requisiten verzichten zu müssen. Denn er braucht Platz für seine Show, viel Platz. Das hohe Podest muss aufgestellt werden, ebenso der Galgen und die Guillotine. Und dann sind da noch die vielen Kreaturen, die auf der Bühne wuseln und Cooper jagen. Oder von Cooper gejagt werden. Dafür braucht es eben eine große Bühne und eine hohe Decke.

Nach wie vor ein Wahnsinniger, ein Psychopath

Diese Showelemente sind der elementare Baustein einer jeder Cooper-Show, die sich in 30 Jahren inhaltlich nur in Details verändert hat. Alice Cooper ist nach wie vor ein Wahnsinniger, ein Psychopath, ein Mörder - der für seine Untaten mit seinem Leben bezahlen muss. Die Darstellungen des Köpfen, Hängens, Erspießens oder Hinrichtens mit der Giftspritze sind zwar wunderbar effektreich und stehen jenen einer Zaubershow in nichts nach. Dennoch lassen sie heute höchstens noch einem Sechsjährigen einen leichten Gruselschauer über den Rücken laufen.

Aber darauf kommt es natürlich nicht an.

Wuchtiger, kalter Sound

Denn Alice Cooper bietet ein großartiges, fesselndes und atmosphärisch knisterndes Theater-Konzert, das über die Jahrzehnte nichts von seiner Faszination verloren hat. Dem Protagonisten sind die 62 Lebensjahre in keiner Sekunde anzumerken. Dennoch legt er los, als habe er keine Zeit zu verlieren: Mit Schools out, Mr. Niceguy und I’m 18 begrüßt Alice Cooper seine Gäste. Es sind jene großen Hits, die in der Regel für die Zugaben aufgespart werden. Darüber muss sich ein Alice Cooper aber keine Gedanken machen. Er hat genug Material in seinem Repertoire, um einen großartigen Song nach dem anderen abfeuern zu können. Feed my Frankenstein zum Beispiel, oder Vengeance is mine vom 2008er-Album Along came a spider, und natürlich Poison. Hinzu kommt der wuchtige, klare Sound und das üppige Geschehen auf der in giftgrünes Licht getauchten Bühne. Mehr Atmosphäre kann man sich kaum wünschen, erst recht in einer nicht ganz gefüllten Halle.

Der Abend mit Alice Cooper in Dortmund endet so, wie er angefangen hat: Mit Schools out. Und mit Gänsehaut.