Seoul/Berlin. .

Kurz vor dem G20-Gipfel in Seoul wird der Ton im internationalen Streit um Welthandel und einen drohenden Währungskrieg rauer. Im Zentrum des Konflikts stehen Chinas Expansion und die US-Regierung.

Vor dem G-20 Gipfel am Donnerstag hat sich der Streit um weltweite Handelsungleichgewichte verschärft. Auf einem hitzigen Vorbereitungstreffen in der südkoreanischen Hauptstadt beharrten am Dienstag die versammelten Ländervertreter auf ihren Positionen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte den deutschen Exportüberschuss und warnte vor Verzerrungen der Wechselkurse.

Der Streit um Währungspolitik und Handelsbilanzen wird im Zentrum des fünften Treffens der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer stehen, das am Donnerstag in Seoul beginnt. Bei einem Treffen zur Vorbereitung des Gipfels am Dienstag zeigten sich die stellvertretenden Finanzminister jedoch kaum bereit, von ihren Positionen abzuweichen, wie ein Sprecher der südkoreanischen Präsidentschaft am Mittwoch mitteilte. „Stimmen wurden laut. Sie wollten sich auf keinen Kompromiss einlassen. Sie mussten sogar die Tür offen halten, weil die Debatte so hitzig war“, sagte der Sprecher. Der Entwurf der Abschlusserklärung, die die Abgesandten vorbereiten sollten, habe zahlreiche Klammern enthalten, weil es keine Einigung über die Formulierung gegeben habe.

China und die USA im Zentrum des Ärgers

Kritik gibt es an den USA, deren Regierung versucht, durch eine Liquiditätsschwemme die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln - damit aber eine massive Dollar-Abwerrung riskiert. Für weitere Spannungen dürfte die Mitteilung sorgen, dass der chinesische Exportüberschuss im Oktober stark zunahm. Wie die chinesische Zollbehörde mitteilte, stieg der Handelsüberschuss auf 27,15 Milliarden Dollar (19,47 Milliarden Euro) von 16,88 Milliarden Dollar im September. Es wurde erwartet, dass sich das US-Defizit gemäß den für Mittwoch erwarteten Zahlen auf rund 45 Milliarden Dollar belaufen werde.

„Dieser starke Kontrast wird wahrscheinlich den internationalen Druck auf China weiter erhöhen, sich schneller in der Frage der Währung zu bewegen, um mehr Unterstützung für die Weltwirtschaft zu gewähren“, sagte ein Finanzexperte der Royal Bank of Canada, Brian Jackson. China wird dafür kritisiert, seine Währung künstlich niedrig zu halten, um seinen Exporten einen Vorteil auf dem Weltmarkt zu verschaffen.

Merkel warnte in einem Interview mit der „Welt“ vor Verzerrungen der Wechselkurse. Die Wechselkurse sollten die Lage einer Volkswirtschaft widerspiegeln. „Für mich steht fest, dass Verzerrungen der Wechselkurse den globalen Aufschwung schwächen“, sagte Merkel. Eine Politik, die auf eine künstlich niedrig gehaltene Währung und damit verbundene Exportchancen setze, sei kurzsichtig und schade letztlich allen, warnte die Kanzlerin.Zugleich verteidigte Merkel den deutschen Exportüberschuss. Leistungsbilanzen seien auch Leistungszeugnisse und das Ergebnis weltweiter Marktprozesse. „Unsere Exporterfolge belegen, wie wettbewerbsfähig deutsche Produkte sind“, sagte Merkel. Sie zeigte sich zuversichtlich, „dass wir im Kreis der G-20 auch die Diskussion über angemessene Wechselkurse sachlich und im Geist der Zusammenarbeit führen werden“. (afp)