Berlin. .
Die Hälfte der Jugendlichen wissen nicht, wofür man ein Girokonto braucht. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage. Gravierend sind auch die Wissenslücken bei Handytarifen und beim Online-Shopping. Verbraucherministerin Aigner will gegensteuern.
Jugendliche haben bei den Themen Finanzen und Versicherungen erhebliche Wissenslücken. Das ergab eine bundesweite Forsa-Umfrage unter 500 Schülern der zehnten Klassen im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums. Ministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte deshalb am Dienstag in Berlin an, zusammen mit dem Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) eine Bildungsinitiative zu starten.
„Fast jeder Jugendliche benutzt ein Handy, begibt sich täglich ins Internet und muss spätestens beim Eintritt ins Berufsleben ein Konto einrichten“, sagte Aigner. Die Umfrage habe jedoch gezeigt, dass gerade junge Menschen bei Verbraucherentscheidungen häufig überfordert seien und es gravierende Defizite beim Wissen um Alltagskompetenzen gebe.
Schlechtes Wissen über Online-Kauf
Laut Forsa-Umfrage weiß die Hälfte der Jugendlichen entweder nicht, wofür man ein Girokonto benötigt, oder vermutet, man könne damit durch angemessene Zinsen Geld ansparen. Nur ein Viertel aller Befragten ist in der Lage, die Kriterien für einen günstigen Handytarif zu ermitteln. Gut ist der Wissensstand bei Fragen zum Umgang mit dem Internet, wesentlich schlechter beim Online-Kauf: Fast die Hälfte ist der Auffassung, sie müsste bei Online-Bestellungen private Daten wie Telefonnummer, Familienstand, Beruf, Hobbys oder Einkommen angeben.
Ziel der Bildungsinitiative ist es, besonders für Lehrkräfte einen besseren Zugang zu praxistauglichen Unterrichtsmaterialien zu schaffen. Ein „Online-Kompass“ für Materialien zur Verbraucherbildung soll als elektronischer Leitfaden ab Sommer 2011 zur Verfügung stehen und Unterrichtsmaterialien beschreiben, bewerten und unkompliziert zugänglich machen. Das Projekt, das vom Ministerium zwei Jahre lang mit insgesamt 420.000 Euro gefördert wird, wurde jetzt auf einer Netzwerkkonferenz vorbereitet.
vzbv-Vorstand Gerd Billen warb für ein Pflichtfach Verbraucherbildung an den Schulen. Aigner verwies auf die Kompetenz der Länder in Bildungsfragen und sagte: „Man kann so etwas machen.“ Wichtiger sei es aber, Alltagswissen in die Lehrpläne einzubauen. Über Girokonten könne beispielsweise im Fach Mathematik im Zusammenhang mit Zins- und Zinseszinsrechnung gesprochen werden. Ernährung könne ein Thema im Biologieunterricht, Datenschutz im Sozialkundeunterricht sein. „Mir ist wichtig, es passiert etwas“, sagte die CSU-Politikerin. (dapd)